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Intermodalität

In unserem Beitrag beleuchten wir die Bedeutung von „Intermodalität“, auch unter Berücksichtigung des Öffentlichen Personen Nahverkehrs (ÖPNV). Wir gehen auf den Unterschied zur „Multimodalität“ ein und stellen Förderprogramme des Bundes vor, mit denen u.a. die intermodale Verknüpfung von Radverkehr und öffentlichem Personenverkehr ermöglicht werden kann. Eine Themenkarte zeigt eine Auswahl von Projekten, Beispielen und Lösungen zu Intermodalität unter Berücksichtigung des ÖPNV.

Zuletzt aktualisiert 23.9.2024

Ein junger Mann steigt lächelnd mit seinem Rennrad aus einer roten Straßenbahn. Fahrrad-Mitnahme im Zug bzw. in der Bahn / Intermodalität
Die Verknüpfung von Fahrrad und ÖPNV ist ein wichtiges Element von intermodalen Verkehrsnetzen.

Definition / Abgrenzung

Definition "Intermodalität"

  • Die "Intermodalität" findet laut der Publikation "Beutler, F. (2004). Intermodalität, Multimodalität und Urbanibility: Vision für einen nachhaltigen Stadtverkehr" in unterschiedlichen Kontexten Verwendung:

    • Intermodalität dient der Beschreibung von Verkehrssystemen im Güterverkehr.
    • Intermodalität bezeichnet ein bestimmtes Verkehrsverhalten im Personenverkehr.
    • Intermodalität wird zur Bezeichnung einer verkehrspolitischen Strategie verwendet.
  • "Der Begriff Intermodalität stammt ursprünglich aus dem Bereich des Gütertransports und fand in den USA seit den 1960er Jahren Verwendung für den neu geschaffenen Umschlag von Gütern in standardisierten Containern zwischen Eisenbahnen/Lkw und Schiffen. Vor der Einführung von Containern war jeder Verkehrsmittelwechsel mit dem Entladen und Neupacken der Güter verbunden. Außerdem gab es eine große modale Konkurrenz um den Transport von Gütern (Donovan 2000). Mit der Containerisierung traten die Verkehrsmittel in den Hintergrund und die Transportkette „inter modes“ also zwischen den Verkehrsmitteln in den Vordergrund.", vgl. Beutler, F. (2004), S. 8.
  • "Intermodalität ist die Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel für eine Wegstrecke bzw. die Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsträger, z. B. die Fahrt mit dem Fahrrad zum Bahnhof auf dem Arbeitsweg, das Umsteigen in den Zug und dann in den Bus oder auf das Mietrad.
    Im vernetzten Verkehr kommt dem Fahrrad eine Schlüsselfunktion zu. Denn Fahrrad und ÖPNV lassen sich im intermodalen Verkehrssystem ideal miteinander verbinden. Um eine echte Alternative zum motorisierten Individualverkehr (also klassischerweise der Fahrt mit dem Pkw) zu bieten, muss intermodale Fortbewegung einfach und komfortabel sein.", (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr).

Definition "Multimodalität"

  • "Der Begriff "multimodal" bezeichnet ein Verkehrsverhalten, welches für verschiedene Zwecke auf unterschiedliche, jeweils passende Beförderungsmittel (»Modi«) zurückgreift. Geschieht dies während eines einzigen Weges, spricht man von Intermodalität. Während multi- und intermodale Wegeketten im Vor-Internet-Zeitalter noch aufwändig zu organisieren waren, gibt die Verfügbarkeit leistungsfähiger mobiler Endgeräte mit Breitband-Internet den Nutzern und Organisatoren komplexer und/oder kooperativer Dienstleistungen entsprechende Werkzeuge an die Hand. Dies ermöglichte das Entstehen und Wachsen verschiedener Mobilitätsdienste, welche im Folgenden kurz umrissen werden sollen.", (vgl. Zeitschrift Kommunalpraxis spezial, 2017, S. 162)
  • "Nach der Definition von Chlond und Manz ist Intermodalität definiert als die „Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel im Verlauf eines Weges.“ (Chlond, Manz 2000: 4). Multimodalität im Unterschied dazu ist definiert als „wechselnde Verkehrsmittelnutzung bei unterschiedlichen Wegen einer Person in einem bestimmten Zeitraum.“ (ebd.) Bei der Multimodalität entfällt also im Unterschied zur Intermodalität der Umsteigevorgang an einer Schnittstelle. Als Abgrenzungskriterium für Wege werden Aktivitäten angesehen. Mehrere räumlich voneinander getrennte Aktivitäten sind durch Wegeketten miteinander verbunden (z.B. zur Arbeit fahren – Dienstweg – Freizeitaktivität – nach Hause)", (vgl. Intermodalität, Multimodalität und Urbanibility: Vision für einen nachhaltigen Stadtverkehr, S. 9)

Zukunft Mobilität hat in einem Blog-Beitrag den intermodalen Verkehr weiter analysiert:

  • Demnach wird Intermodalität auch als Sonderform der Multimodalität bezeichnet. "Im Personenverkehr beschreibt Multimodalität zum einen die grundsätzliche Möglichkeit, verschiedene Verkehrsmittel zu nutzen. Intermodalität ergänzt dies durch die Möglichkeit über Umsteigepunkte während einer Reise direkt zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln zu wechseln.
  • Verkehrsteilnehmende, die unterschiedliche Verkehrsmittel innerhalb eines definierten Zeitraumes nutzen, werden als multimodal bezeichnet und diejenigen, die während eines Weges mehrere Verkehrsmittel nutzen, werden als intermodal bezeichnet."

"Während Multimodalität die “Variation von Verkehrsmitteln” bezeichnet, bezieht sich Intermodalität dementsprechend auf die “Verkettung von Verkehrsmitteln", (vgl. Zukunft Mobilität - Was ist intermodaler Verkehr?).

Bedeutung / Einordnung intermodaler Mobilitätsangebote

Zu der Bedeutung intermodaler Mobilitätsangebote ist im Nationalen Radverkehrsplan 3.0 (NRVP) folgende Vision vorgesehen: „Fahrradfreundliche Siedlungen, lebenswerte öffentliche Räume und intermodale Mobilitätsangebote erhöhen die Attraktivität von Städten und Regionen und laden zum Radfahren ein." (S. 29)

Dabei wird mit dem NRVP das Leitziel eines lückenlosen Radverkehrs in Deutschland verfolgt:
„Zu einer lückenlosen Radverkehrsinfrastruktur gehören auch gut zugängliche und komfortable Möglichkeiten zum Abstellen des Fahrrads an den Zielorten und am Wohnort. Das Fahrrad ist auch als intermodales Verkehrsmittel stark. Dafür müssen Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen und ÖPNV-Haltestellen zum Basisangebot werden, die Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln verbessert und Fahrradverleihsysteme müssen integriert geplant sowie umgesetzt werden. Handlungsbedarf besteht beim Netzausbau, beim Ausbau der Abstellmöglichkeiten und der Verknüpfung des Fahrrads mit dem öffentlichen Verkehr. Nur so kann 2030 ein lückenloses Radnetz im „Fahrradland Deutschland“ Realität werden.“ (vgl. NRVP, S. 33).
„Der flächendeckende Bau von Bike-&-Ride-Anlagen an Bahnhöfen und Haltestellen ist die wichtigste Maßnahme zur Stärkung des Fahrrads als intermodales Verkehrsmittel." (NRVP, S. 41)

Foto eines roten Bahnwagons mit der Möglichkeit der Fahrradmitnahme. Auf dem roten Wagon ist ein weißes Fahrrad abgedruckt. Intermodalität und ÖPNV
Bahnwagon mit der Möglichkeit der Fahrradmitnahme.

Zum Thema des intermodalen Verkehrs äußerte Bundesverkehrsminister Volker Wissing im Interview mit trans aktuell digital (Ausgabe 02-2023) auf die Frage:
"Der intermodale Verkehr ist jedoch komplex und viel komplizierter, als ein einziges durchgehendes Verkehrsmittel zu wählen. Wie schaffen Sie die Akzeptanz?

"Die Angebote müssen gut aufeinander abgestimmt sein. Dazu brauchen wir die Digitalisierung. Das Deutschlandticket wird ein digitales. Darauf habe ich von Anfang an Wert gelegt. Ich muss wissen, wie ich mit dem E-Bike zum Bahnhof komme und wie ich mir am Zielbahnhof zum Beispiel ein E-Auto vorbuchen kann. Der Weg in die Zukunft führt über abgestimmte Mobilitätsdienste. Das Angebot muss vernetzt sein, alle relevanten Akteure und Plattformen müssen miteinander kommunizieren."

Kennzahlen

Keyvisual vom SINUS-Institut zeigt eine Bildcollage mit mehreren Fahrradmotiven, teilweise mit Personen, und dem Schriftzug "Fahrrad-Monitor 2023". Fahrrad-Monitor 2023
Fahrrad-Monitor 2023

Fahrrad-Monitor 2023 - Fahrrad und Öffentliche Verkehrsmittel: Eine Win-Win-Situation

Die Ergebnisse des „Fahrrad-Monitors 2023“ unterstreichen die zunehmende Bedeutung der Kombination von Fahrradnutzung und öffentlichen Verkehrsmitteln: Mehr als jeder fünfte Berufstätige fährt derzeit regelmäßig mit dem Fahrrad oder Pedelec zur Arbeit. Radfahrende, die das Rad selten oder nie zum Pendeln nutzen, nennen als häufigste Gründe, dass der Weg zu weit ist oder die Fahrt zu lange dauert. Die Kombination ist nicht nur umweltfreundlich, sondern erweitert gleichzeitig den Aktionsradius beider Verkehrsmittel (vgl. BMDV-Artikel zum Fahrrad-Monitor). Wie die Ergebnisse der Befragung zeigen, ist die Mitnahmemöglichkeit des Fahrrades für die Mehrheit der Befragten vor allem im Nah- und Regionalverkehr wichtig.

Leitfäden / Broschüren /Studien

  • „Um die intermodale Kombination von Fahrrad und Zug im Sinne der Anwender und Anwenderinnen auszubauen und gleichzeitig einen Beitrag zu den Klimaschutzzielen des Bundes leisten zu können, muss die Fahrradabstellsituation dementsprechend auf drei Ebenen verbessert werden (vgl. Leitfaden "Fahr-Rad-zum-Zug“, S. 7):

    • Die Anzahl der Abstellmöglichkeiten an Bahnhöfen muss im Vergleich zum Status Quo deutlich steigen.
    • Die Kapazität der Abstellanlagen muss vor Ort bedarfsgerecht angepasst werden.
    • Das Qualitätsniveau muss deutlich verbessert werden.
  • Leitfaden: Bahn.Rad.Parken – Potenziale vernetzter Mobilität:
    Der vorliegende Leitfaden soll inspirieren, motivieren und möglicherweise auch den Anstoß für die Planungen eines Fahrradparkhauses geben. Planerinnen und Planern in den Kommunen soll er helfen, Entscheidungsträgerinnen und -träger zu informieren und die interessierte Öffentlichkeit auf Projekte in den Städten und Gemeinden neugierig zu machen.
  • Studie: The synergy of bicycles and public transport: a systematic literature review
    Die Veröffentlichung von Forschenden der Stavanger-Universität aus Norwegen verschafft einen Überblick über die vorhandene Literatur zur Kombination von Radverkehr und öffentlichem Verkehr. Die Studie identifiziert zum einen die Faktoren, die zu mehr Intermodalität in dieser Form führen. Sie untersucht zudem das Potenzial dieser Form der Intermodalität für städtische Verkehrssysteme.

Intermodalität und die Verknüpfung des Radverkehrs mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) - Interview

Im Interview gibt Jörg Welke, Leiter der Infostelle Fahrradparken, Einblicke in die Arbeit der Infostelle und berichtet über Möglichkeiten für einen Umstieg auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel. Im Rahmen des Sonderprogramms "Stadt & Land" informiert die Infostelle Fahrradparken, mit Sitz in Berlin, Kommunen zu allen wichtigen Aspekten rund um das Fahrradparken.

Wir haben Herrn Welke fünf Fragen zur Intermodalität und der Verknüpfung des Radverkehrs mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gestellt.

Jörg Welke: Intermodalität entsteht dort, wo ein Ziel nicht mit einem Verkehrsmittel allein erreicht werden kann, z.B. wenn Strecken für das Fahrrad zu lang oder die "erste und letzte Meile" zum und vom Bahnhof zu weit sind, um zu Fuß zurückgelegt werden können. Um beispielsweise die Verknüpfung von Fahrrad und Bahn schnell, komfortabel, sicher und damit attraktiv zu machen, müssen Fahrräder an Bahnhöfen sicher abgestellt werden können.

Zweistöckiges Fahrradparkhaus mit Treppenaufgang. Im unteren, offenen Bereich parken Fahrräder in roten Fahrradständern. Die obere Etage besitzt einen Sichtschutz aus Panelen, auf denen Fahrradpiktogramme abgebildet sind. Intermodalität: Fahrradparkhaus am Bahnhof Oranienburg

Förderung

Welche Förderungen der Bund und die Länder für Projekte zur Intermodalität zur Verfügung stellt, finden Sie in der FÖRDERFIBEL.
Dazu zählen beispielsweise das

Im Rahmen des Förderprogramms "Fahrradparkhäuser an Bahnhöfen" übergab das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) die ersten Förderurkunden an Zuwendungsempfänger. Das BMDV veröffentlichte dazu am 2.7.2024 die Pressemitteilung BMDV überreicht Förderurkunden für Fahrradparkhäuser an Bahnhöfen

Themenkarte

Unsere THEMENKARTE zu "Intermodale Lösungen unter Berücksichtigung des ÖPNV" gibt einen weiteren Überblick zu Projekten, Beispielen und Lösungen in Deutschland.

Wissenspool

Im Wissenspool finden Sie neben den Leitfäden und der Themenkarte auch noch weitere Studien, Berichte und Projekte zu intermodalen Lösungen und Projekten. Dazu zählt auch der Fachbeitrag der TH Wildau zum Projekt "NaMikro": E-Bikes und E-Scooter als Erweiterung des ÖPNV am Stadtrand von Großstädten und in Kleinstädten.