Im Interview: Bürgermeister Ralf Eisenhauer zum FRANKLIN-Steg in Mannheim
Themenfokus "Fahrradbrücken"Datum 23.12.2024
Die Stadt Mannheim plant zur Quartiersvernetzung und Förderung des Radverkehrs den Bau des Franklin-Stegs, eine barrierefreie Brücke für den Rad- und Fußverkehr. Mit dem Franklin-Steg wird in Mannheim eine direkte, sichere und für den Rad- und Fußverkehr barrierefreie Überquerung der Bundesstraße (B38) geschaffen. Für dieses Vorhaben erhält die Stadt eine Zuwendung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) in Höhe von rund neun Millionen Euro. Das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) ist Projektträger für das Förderprogramm.
Im Interview berichtet Ralf Eisenhauer, Bürgermeister Verkehrsplanung und Stadtentwicklung Stadt Mannheim, über den neuen Mannheimer Stadtteil FRANKLIN und die Realisierung der neuen Brücke für den Fuß- und Radverkehr, den Franklin-Steg.
Wir haben Herrn Eisenhauer fünf Fragen gestellt:
1. Wie kam es zu der Projektidee rund um den Franklin-Steg?
Der neue Mannheimer Stadtteil FRANKLIN war als „Benjamin Franklin Village“ mit 144 Hektar bis 2013 die größte Wohnsiedlung der US-Army in Europa. Die Entwicklung von mehr als 300 Hektar ehemaliger Militärflächen in Mannheim ist eine enorme Herausforderung, die bereits in wenigen Jahren abgeschlossen sein wird – und eine Chance, unsere Stadt im Sinne des Leitbildes Mannheim 2030 nachhaltig zu gestalten. Die attraktive Fuß- und Radverkehrsverbindung des FRANKLIN-Stegs unterstützt nicht nur maßgeblich die verkehrs-, energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung, sondern auch das quartiersbezogene Mobilitätskonzept. Der FRANKLIN-Steg über die stark befahrene B38 ist ein entscheidender Baustein der Vernetzung, denn dadurch wird das neue Quartier mit all seinen Qualitäten auch für die umliegenden Bewohnerinnen und Bewohner erreichbar sein: Er verbindet FRANKLIN mit dem etablierten Stadtteil Vogelstang und bildet somit nicht nur den gedanklichen, sondern auch den faktischen Brückenschlag zwischen ‚Bewährtem‘ und ‚Neuem‘. Gerade Kindern und Jugendlichen wird es dann möglich sein, selbstständig und einfach die weiterführenden Schulen in Vogelstang zu erreichen und in umgekehrter Richtung in den Käfertaler Wald und das Carl-Benz-Bad zu radeln.
Bei der Realisierung des FRANKLIN-Stegs arbeiten mehrere Dienststellen Hand in Hand. Der Planungs- und Ausführungsprozess des FRANKLIN-Stegs wird vom Eigenbetrieb Stadtraumservice begleitet, Kooperationspartner für den Bau ist die städtische Projektentwicklungsgesellschaft MWSP. Der Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung ist Antragsteller für die Förderung, da die Bau- und Planungskosten zu 100 Prozent im Rahmen der Richtlinie zur Förderung innovativer Projekte zur Verbesserung des Radverkehrs vom Bund gefördert werden, wofür wir sehr dankbar sind.
2. Welche Herausforderungen mussten bewältigt werden?
Der FRANKLIN-Steg wird eine der längsten integralen Holzbrücken der Welt. Der 45 Meter lange Überbau, also der Massivholzträger, wird zusammenhängend und fugenlos mit dem Unterbau, dem Stahlbetonwiderlager, verbunden. Im Bau sieht es recht lange unfertig aus, bis das Mittelteil zum Schluss im Ganzen eingehoben wird. Leider ist auch ein so bedeutendes Projekt nicht von Lieferengpässen beim Material und von der Herausforderung, geeignetes Fachpersonal für die Ausführung zu finden, verschont. Aber wir befinden uns auf der Zielgeraden.
3. Für den geplanten Bau der Brücke wird auf ein nachhaltiges Konzept und Design gesetzt, z.B. in Bezug auf den Baustoff Holz. Wie sieht das Konzept genau aus?
Das Vorhaben unterstützt die Intention des Landes Baden-Württemberg, sich als innovatives Holzbauland Nummer eins europaweit weiterzuentwickeln. Bundesweit nimmt Baden-Württemberg bereits eine Vorreiterrolle beim Holzbau ein. Der FRANKLIN-Steg als Weiterentwicklung der „Stuttgarter Holzbrücke“ soll als Musterprojekt und Vorbild für andere Regionen und Kommunen dienen. In dem auf niedrigem Verarbeitungsniveau herstellbaren Massivholzkorpus kann im statisch gering beanspruchten Kernbereich auch Holz von niederer, sonst nicht verwendbarer Qualität verbaut werden. Der im FRANKLIN-Steg beispielhaft demonstrierte masseintensive Einsatz des nachwachsenden Baustoffs Holz zeigt eine eigenständige Gestaltsprache. Die entsprechend der Beanspruchung ausgeformte, massive Trägerform verkörpert einen neuartigen Ansatz für eine nachhaltige Holz-Brückenbaukultur.
4. Was ist aus Sicht der Stadt Mannheim die Besonderheit/Alleinstellungsmerkmal des neuen Franklin-Stegs und in welcher Weise leistet er einen Beitrag für den Rad- und Fußverkehr vor Ort?
Der FRANKLIN-Steg betont den zukunftsweisenden, klimafreundlichen Modellcharakter des neuen Stadtteils FRANKLIN, bei dem der Radverkehr mit anderen Verkehrsmitteln, wie dem ÖPNV oder Sharing-Angeboten, verknüpft wird. Dies steigert Lebensqualität, Gesundheit und Klimaschutz auf FRANKLIN und darüber hinaus. Für den Fuß- und Radverkehr leistet er einen wichtigen Lückenschluss und überwindet die seit Jahrzehnten bestehende Barrierewirkung der Bundesstraße B 38.
5. In Mannheim hat mit einem offiziellen Spatenstich am 18.12.2023 der Bau des Franklin-Stegs begonnen. Wann wird die Brücke voraussichtlich für das Publikum geöffnet?
Der FRANKLIN-Steg wird voraussichtlich im Frühjahr 2025 fertiggestellt sein.
Herr Eisenhauer, wir bedanken uns für das Interview.
Kontakt
STADT MANNHEIM²
Dezernat für Planung, Bauen, Verkehr und Sport
Glücksteinallee 11
68163 Mannheim
www.mannheim.de/eisenhauer