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Radtourismus: Entwicklung und Auswirkungen

Deutschland auf dem Rad entdecken

Datum 19.4.2023

Der Radtourismus boomt. Immer mehr Menschen nutzen das Fahrrad für ihre Freizeitgestaltung. Der folgende Beitrag zeigt auf, warum der Radtourismus wächst und krisenfest ist, welche Erfolgsfaktoren bestimmend sind und wie er sich auf Wirtschaft und ländliche Regionen auswirkt.

Foto zeigt zwei Fahrräder aneinander angelehnt auf einer Anhöhe an einem Sandstrand. Im Hintergrund sieht man Menschen, die am Strand entlang laufen.
Ausflug mit dem Fahrrad an die Küste.

Radtourismus ist krisenfest

Das radtouristische Angebot in Deutschland wird immer populärer. Dies zeigt die aktuelle ADFC-Radreiseanalyse 2023: Die Zahl der Radreisen liegt nach Angaben des ADFC zwar immer noch unter dem Vor-Corona-Niveau, steigt aber wieder. Im Jahr 2022 haben sich rund 4,6 Millionen Menschen für eine Reise mit dem Rad entschieden. 2021 waren es noch 3,9 Millionen. Zudem haben 38 Millionen Menschen in Deutschland im Jahr 2022 mindestens einen Tagesausflug mit dem Rad gemacht.

Das Potenzial zeigt sich an den Urlaubsplänen der Deutschen. Laut Fahrradmonitor 2021 halten viele Menschen in Deutschland einen Fahrradurlaub für attraktiv. So kommt für 34 Prozent der Befragten ein Kurzurlaub (ein bis drei Übernachtungen) und für 21 Prozent sogar ein längerer Fahrradurlaub (mindestens vier Übernachtungen) grundsätzlich als Urlaubsform in Frage.

Ziele

Der Nationale Radverkehrsplan (NRVP 3.0) erläutert die Ziele für das Fahrradland Deutschland 2030: Immer mehr Städte und Kommunen entdecken den Freizeittrend Radtourismus für sich und nutzen den Mobilitätswandel für ihre Ausrichtung hin zu attraktiven und klimabewussten Regionen, in denen Rad fahren Spaß macht und die Lebensqualität wächst. Ländliche Regionen nutzen ihre Standortvorteile und ziehen zahlende Radfahrbegeisterte durch attraktive und gut ausgebaute Radwege an. Der Radtourismus in Deutschland entwickelt national und international wachsende Popularität, und sein Anteil am Deutschlandtourismus insgesamt steigt.

Ein generelles Ziel ist zudem, dass Menschen, die einen Radurlaub machen, auch im Alltag häufiger Rad fahren (vgl. ECF). Dies führt dazu, dass Lebensqualität und Gesundheit der Menschen aufgrund von zunehmender körperlicher Aktivität durch das Radfahren steigen. Radfahren ist gesund, nachhaltig und je nach Streckenlänge schneller als andere Verkehrsmittel.

Foto zeigt ein Gruppe von Radfahrenden, die auf einer Landstraße radeln. Im Hintergrund sieht man den Bodensee und die Alpen.
Radfahrende am Bodensee

Erfolgsfaktoren für mehr Radtourismus

Folgende Faktoren sind laut dem NRVP 3.0 von Bedeutung, damit Menschen in ihrer Freizeit (und im Alltag) mehr Rad fahren:

  • eine gut ausgebaute Infrastruktur,
  • angepasste Strukturen in Politik und Verwaltung,
  • erhöhte Verkehrssicherheit und lebendige Fahrradkultur.

Das Thema Infrastruktur wird auch durch die ADFC-Radreiseanalyse 2022 verdeutlicht: Je besser die Infrastruktur, umso mehr wird das Fahrrad genutzt. Gerade beim Planen von Tagesausflügen steht die Qualität der Infrastruktur im Mittelpunkt. 70 Prozent der Teilnehmenden der ADFC-Radreiseanalyse gaben an, dass für sie bei der Routenwahl vor allem die gute Befahrbarkeit der Wege entscheidend ist.

66 Prozent der Befragten legten zudem Wert auf eine hohe Verkehrssicherheit. Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke (57 Prozent) und Einkehrmöglichkeiten (40 Prozent) sind zwar ebenfalls wichtig, aber nicht so entscheidend wie die Wegequalität.

Wertschöpfung durch den Radtourismus

Für den Radtourismus sprechen direkte Effekte durch die Wertschöpfung in der Fahrradwirtschaft, im Gastgewerbe oder im Einzelhandel. Eine Studie von 2009 stellt fest, dass Bruttoumsätze von mindestens 9,15 Milliarden Euro direkt oder indirekt dem Fahrradtourismus zugeordnet werden können.

Der Radtourismus setzt auch über den Arbeitsmarkt positive Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung. So konnten im Jahr 2019 in Deutschland mehr als 200.000 Beschäftigte der Fahrradtourismus-Branche zugerechnet werden (vgl. NRVP 3.0).

Foto zeigt ein Gruppe von Radfahrenden, die auf einer Wiese Rast machen. Eine Gruppe von Leuten schaut von einem Hochsitz auf die Landschaft.
Gruppe von Radfahrenden macht Pause.

Radtourismus stärkt ländliche und strukturschwache Regionen

Radtourist*innen sind in vielen strukturschwachen ländlichen Regionen von großer Bedeutung für das regionale Wachstum. Fahrradtourismus kann insbesondere in ländlichen Regionen Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel stärken. Radreisende, die über Nacht bleiben, gaben 2019 schätzungsweise durchschnittlich 70 bis 100 Euro pro Tag überwiegend für Hotels und Gastronomie aus (vgl. NRVP 3.0). Beispiele zeigen, dass mit geeigneter Radinfrastruktur ein Umsatzwachstum bei Hotels und Gaststätten von bis zu 40 Pozent möglich ist und die Steuereinnahmen, die Beschäftigungsquote und das regionale Image deutlich erhöht werden können.

Diese Ausgaben kommen insbesondere dem ländlichen Raum zu Gute, da für viele Radreisende das Naturerlebnis eine Hauptmotivation von Radreisen darstellt und touristische Radwege vielfach durch ländliche Regionen verlaufen. Das fahrradtouristische Aufkommen sowie die Dichte und Qualität touristischer, einschließlich gastronomischer Angebote im ländlichen Raum stärken sich dabei wechselseitig (siehe NRVP 3.0).