Best Practice: Stadt Aachen
Zuletzt aktualisiert 7.11.2024
Im Mai 2021 haben Bund, Länder und Gemeinden den „Pakt für Verkehrs-sicherheit“ ins Leben gerufen und damit dem Verkehrssicherheitsprogramm bis 2030 einen neuen Rahmen gegeben. Auf diese Entwicklung greifen Bundesländer und Kommunen für ihre Verkehrssicherheitsprogramme und -konzepte zurück, um ihre Verkehrssicherheitsarbeit neu zu strukturieren und die Verkehrssicherheit weiter zu erhöhen.
In der Stadt Aachen wird seit 2017 der „Aktionsplan Verkehrssicherheit“ umgesetzt, der durch das Verkehrssicherheitsprogramm des Bundes neue Aufmerksamkeit erfuhr. Im Rahmen der diesjährigen Grundlagenseminare zur kommunalen Verkehrssicherheitsarbeit des Mobilitätsforums Bund im Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) in Köln (Juni) und Bonn (September) stellte die Projektkoordinatorin des "Aktionsplan Verkehrssicherheit" der Stadt Aachen, Claudia Nowak, den Aktionsplan als ein Beispiel für kommunale Verkehrssicherheitsarbeit vor.
Ende 2017 richtete die Stadt eine Personalstelle zur Erhöhung der Verkehrssicherheit ein. Seit August 2018 wird die Stelle durch Claudia Nowak besetzt. Sie entwickelt, begleitet und evaluiert in enger Zusammenarbeit mit den einzelnen Fachabteilungen der Stadt Projekte zur Erhöhung der Verkehrssicherheit in Aachen.
Aktionsplan Verkehrssicherheit
Der "Aktionsplan Verkehrssicherheit" basiert auf drei Säulen und wird von Rat, Verwaltungsvorstand und Mobilitätsausschuss der Stadt Aachen getragen.
- Säule: Organisation/Struktur
- Säule: Planung
- Säule: Öffentlichkeitsarbeit
Säule I
Die Säule I "Organisation/Struktur" widmet sich der Vernetzung und Sensibilisierung der Belange zur Verkehrssicherheit intern und extern. Dabei werden sowohl bestehende Strukturen und Formate genutzt, neue Anknüpfungspunkte gesucht und Potenziale für die Verkehrssicherheitsarbeit erhoben. Ziel ist es, in den Fachabteilungen für die Belange der Verkehrssicherheit gezielt zu sensibilisieren und das enthaltende Fachwissen dahingehend zu nutzen.
Durch ihre Ausbildung zur Sicherheitsauditorin Straße bringt Claudia Nowak verwaltungsintern in etablierte Gremien, wie z. B. die Unfallkommission, einen fokussierten Blick auf die Verkehrssicherheit. In Zusammenarbeit mit Externen sucht sie innovative Ansätze, u.a. mit der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) und der Fachhochschule (FH) Aachen, und steht auch im fachlichen Austausch mit weitere Kommunen, die in ihrer täglichen Arbeit vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
Säule II
Die Säule II "Planung/Infrastruktur" verfolgt das Ziel, Infrastruktur im Straßenraum sicherer zu gestalten. Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, wie die Straßeninfrastruktur dem Mobilitätswandel und den sich verändernden Anforderungen der Verkehrsteilnehmenden gerecht werden kann. Hierbei spielt sowohl die objektive als auch die subjektive Verkehrssicherheit eine Rolle.
Bestandteil der Säule II ist u. a. die Entwicklung von einheitlichen Planungsstandards für Verkehrsanlagen der Stadt Aachen, beispielsweise zu baulich getrennten Radfahrstreifen.
Auch im Rahmen der Maßnahmen dieser Säule arbeitet die Stadt Aachen eng mit der RWTH Aachen zusammen, wie z. B. im Projekt „AdaptIn“, bei dem rechtsabbiegende motorisierte Verkehrsteilnehmende vor sich annähernden Radfahrenden visuell mithilfe eines LED-Blinklichts gewarnt werden. Aber auch akute Hinweise aus der Bevölkerung zu Gefahrenstellen im Straßenraum finden Berücksichtigung.
Dazu nutzt die Stadt Aachen unter anderem ihr Mängelmeldeportal https://maengelmelder.aachen.de.
Säule III
Die Säule III des Aktionsplans fokussiert das Thema "Öffentlichkeitsarbeit". Mit der Kampagne "AChtsam unterwegs" werden die Verkehrsteilnehmenden zu verschiedenen Themen der Verkehrssicherheit sensibilisiert. Dies umfasst unter anderem sowohl etablierte als auch neue Verkehrsregeln, auf Basis von Anpassungen in der Straßenverkehrsordnung (StVO). Dazu setzt die Stadt Aachen auf verschiedene Plattformen und Kanäle wie bspw. ihren Youtube-Account.
Ein besonderes Augenmerk bei der Öffentlichkeitsarbeit liegt darauf, das Thema Verkehrssicherheit im öffentlichen Raum, z. B. mit Hilfe von Plakaten, Beschilderung und kurzen Videoclips, sichtbar zu machen. Die Präsenz der Verkehrssicherheit und der persönliche Austausch mit den Bürgerinnnen und Bürger auf Veranstaltungen und Aktionstagen sind ebenfalls wichtige Bausteine dieser Säule. In der Serie „Perspektivwechsel“ berichten Aachenerinnen und Aachener von ihren Eindrücken, wenn sie in ihnen fremde Rollen, wie z. B. in die eines Lkw- oder Busfahrenden, schlüpfen. Diese Erlebnisberichte sollen dazu animieren, Situationen im Verkehr aus einer anderen Perspektive als der sonst üblichen wahrzunehmen und Verständnis füreinander zu entwickeln.