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Einkaufen mit dem Fahrrad

Kampagne des BUND
Projektzeitraum

1.8.2006 - 1.4.2008

Land

Bund bzw. bundesweit

Stand der Information

1.2.2009

Logo "Modellvorhaben Nicht-Investiv" der Logofamilie Radverkehr des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Die Farbe des Logos ist lila. Neben dem Schriftzug deutet ein Kreis mit sich überlagernden Elementen ein Rad mit Speichen an.

Wesentliches Ziel des Projekts war es, den Anteil des Radverkehrs im Bereich Einkaufsverkehr zu steigern. Auf nationaler Ebene wurde in Zusammenarbeit mit den Umwelt-, Verkehrs- und Einzelhandelsverbänden sowie den kommunalen Spitzenverbänden eine Handlungsstrategie entwickelt. Dabei wurden lokale Gruppen motiviert und aktiviert sowie Informationsmaterial für Aktionstage bereit gestellt.

Projektlogo

Durch den engagierten Einsatz von hauptsächlich ehrenamtlich Aktiven wurden bundesweit Aktivitäten durchgeführt, um für das Einkaufen mit dem Rad in der Öffentlichkeit und in den Verwaltungen zu werben. Modellprojekte wurden in Bremen, Göttingen, Rostock, Karlsruhe, Ortenaukreis, Potsdam und Berlin durch lokale Gruppen des BUND und ADFC durchgeführt.

1. Einleitung

Im Rahmen dieses Projekts sollten

  • Menschen motiviert werden, das Fahrrad öfter zum Einkaufen zu benutzen
  • in Einkaufstraßen bzw. Zentren die Bedingungen für Radfahrer verbessert werden und
  • das Thema "Einkaufen und Radfahren" stärker in die Diskussion der Fachkreise und der Öffentlichkeit gebracht werden.

Der Einkaufsverkehr nimmt mit 36 Prozent den Hauptanteil an den Wegen, die täglich zurückgelegt werden, ein. Davon werden deutschlandweit nur ca. 9 Prozent mit dem Rad zurückgelegt.
Viele Menschen überschätzen grundsätzlich die Mengen, die sie mit dem Auto einkaufen und transportieren und unterschätzen die Möglichkeiten, die man mit dem Rad erledigen kann. Eines der Hauptanliegen des Projektes war es, darüber zu informieren, dass es durchaus möglich ist, mit dem Rad einzukaufen. Anhänger- und Fahrradtaschenverleih waren Bestandteil des Projekts und boten die Möglichkeit, das Einkaufen mit dem Rad auszuprobieren.
Darüber hinaus sind die Verwaltung und die Einzelhändler meist nicht auf Rad fahrende Kunden eingestellt. Die Infrastruktur für Radfahrer auf dem Weg zu den Zentren mit Einzelhandelsschwerpunkten sind meist in sehr schlechtem Zustand. Zusätzlich gibt oftmals nur sehr wenige Möglichkeiten, das Rad sicher und fest anzuschließen.
Als Zielgruppen des Projekts wurden die Bürger, die Verwaltungen und die Einzelhändler herausgearbeitet. Entsprechend wurden unterschiedliche Maßnahmen durchgeführt, um die verschiedenen Zielgruppen anzusprechen.
Dieses Projekt ist eine Weiterentwicklung des gleichnamigen Projekts des BUND Kiel. Von 2003 bis 2006 wurde das Thema in Kiel sehr erfolgreich bearbeitet. Damit die Erfahrungen und Ideen weiter und in anderen Städten genutzt werden konnten, wurde das bundesweite Projekt initiiert. Informationen zu dem Kieler Projekt sind auf der Internetseite des BUND Kiel (s.u.) zu finden.

2. Projektdurchführung

Aus der Zielsetzung ergaben sich für die Arbeit vor Ort folgende Arbeitsbereiche:

1. Vorstellung und Diskussion des Themas in Fachkreisen
2. Öffentlichkeitsarbeit (Pressearbeit, Erstellung von Informationsmaterialien, Stände / direkte Kommunikation, Wettbewerbe)
3. Aktionen, um den Umstieg auf das Fahrrad zu initiieren (zum Beispiel die Aktion "Probezeit")
4. In Einkaufstraßen bzw. Zentren die Bedingungen für Radfahrer verbessern (Fachgespräche / Runde Tische, Zählungen / Befragungen, Erstellung von Kartenmaterial)

Diese verschiedenen Arbeitsbereiche wurden in Modellprojekten umgesetzt und durch den BUND Berlin koordiniert. Durch den BUND Berlin wurden zusätzlich Informationen und Handlungshilfen zur Verfügung gestellt. Als Informations- und Austauschplattform wurde die Internetseite www.einkaufen-mit-dem-rad.de eingerichtet. Außerdem wurden Materialien erarbeitet, die die Aktiven der Modellprojekte für Aktionen nutzen konnten und die in der Organisation Hilfestellung leisten sollten. Die Materialien waren beim BUND zu bestellen und im Internet herunter zu laden. Außerdem wurden drei Multiplikatorenschulungen durchgeführt, bei denen die Projektaktivitäten vorgestellt und neue Aktionsideen diskutiert wurden.
Die bundesweiten Modelprojekte wurden in Bremen, Göttingen, Rostock, Karlsruhe, Ortenaukreis, Potsdam und Berlin durch lokale Gruppen des BUND und ADFC durchgeführt. Ein Großteil der Arbeit wurde zusätzlich ehrenamtlich geleistet bzw. durch weitere Ehrenamtliche unterstützt. Für die einzelnen Projekte wurden nur relativ wenige verbindliche Vorgaben gemacht, um den Aktiven einen großen Freiraum zur Umsetzung eigener kreativer Ideen zu geben. Dadurch wurden in vielfältigen Ansätzen, verschiedene Aktionen ausprobiert, um das Thema zu bearbeiten.
Folgende Aktivitäten wurden durchgeführt:

2a. Bremen

  • Erstellung eines regionalen Flyers
  • Beteiligung an zwei Festen mit Informationsstand, Fahrradtaschen und Anhänger zum Ausprobieren und Wettfahrten
  • Umfrage in zwei Bremer Einkaufsstraßen zur Fahrradfreundlichkeit der Einkaufsstraße (Wo wird eingekauft?, Mit welchem Verkehrsmittel?, Welche Veränderungen sind gewünscht?, Welches sind die größten Probleme?). Ergebnis war, dass in der einen Einkaufstraße der Radverkehrsanteil bei 31 Prozent liegt, in der anderen bei sogar 57 Prozent. In beiden Straßen spielt der Pkw nur eine untergeordnete Rolle.
  • Durchführung des Wettbewerbs "Fahrradfreundliches Geschäft" und Auszeichnung von drei Geschäften

Fazit des Projektes: Der Weg mit Testfahrten und Wettbewerben ist gut geeignet, um Bürger anzusprechen, damit sie sich über das Thema Gedanken machen. Die Ansprache der Einzelhändler gestaltete sich hier schwierig, da die Probleme der Radfahrer als Luxusprobleme angesehen werden, obwohl sie einen hohen Verkehrsanteil ausmachen. Im Verlauf des Projekts wurde festgestellt, dass auch der Rad fahrenden Kunde von vornherein bei der Straßenplanung berücksichtigt werden muss.

2b. Göttingen

  • Zusammenarbeit mit dem ADFC (er bezahlte die Anhänger, BUND organisiert den Verleih), den Grünen, Fahrradläden (Sponsoring von Packtaschen) und der Stadtverwaltung
  • Befragung von Göttinger Bürgern zur Zufriedenheit beim Radfahren (Auslage der Fragebögen beim Aktionsstand und der Bibliothek sowie Beantwortung im Internet)
  • Durchführung einer Aktion "Probezeit", d.h. Verleih von Fahrradanhängern und Fahrradtaschen. Doch trotz umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit gab es keine hohe Beteiligung
  • Öffentlichkeitsarbeit: Zeitungsartikel, Stand in der Innenstadt, Infoveranstaltung
  • Erfassung der in Göttingen benutzten Lösungen zum Gepäcktransport auf dem Fahrrad
  • Kartierung und kartographische Darstellung der Abstellmöglichkeiten von Fahrrädern in der Innenstadt, der tatsächlichen Auslastung und der wild abgestellten Fahrräder

2c. Ortenau/Stadt Offenburg

  • Flyererstellung mit umfangreichen Kontaktadressen aus dem gesamten Kreisgebiet. Der Flyer wird in das Neubürgerpaket der Stadt Offenburg beigelegt
  • Organisation von diversen Aktionsständen im Kreisgebiet
  • Befragung der Besucher der Aktionsstände. Die Ergebnisse von ca. 80 ausgefüllten Fragebögen sind an die zuständigen Verwaltungsmitarbeiter weitergeleitet worden.
  • In Zusammenarbeit mit der Stadt Offenburg wurde ein "Päcklebus", ein Bus zur Gepäckaufbewahrung in der Offenburger Innenstadt, getestet.

2d. Rostock

  • Durchführung einiger Informationsstände in der Innenstadt
  • Berichterstattung über das Thema "Einkaufen mit dem Rad" und das Projekt im lokalen Fernsehsender und in einem lokalen Radiosender
  • Es wurden Kontakte zum City Kreis der Innenstadt aufgebaut
  • Mit einem Einkaufszentrum in einem Wohngebiet und einem Biomarkt haben Gespräche stattgefunden, um eine Kooperation durchzuführen.

2e. Karlsruhe

  • Bestandsaufnahme der Fahrradparkplatzsituation in der Karlsruher Innenstadt mit Hilfe von Schülern
  • Aktion Straßenzeitung: Große, weiße Papierstreifen wurden in der Fußgängerzone ausgebreitet auf den Fragen standen, wie: "Sind Sie es leid, Geld für Parkhäuser auszugeben?" oder "Wollen Sie Ihre persönliche Co2 Bilanz verbessern?". Durch die Fragen kamen die Schüler mit den Passanten ins Gespräch und konnten einen Eindruck über die Einstellungen zu diesem Thema gewinnen.
  • Aktion "Probezeit", d.h. Verleih von Packtaschen und eines Fahrradanhängers (gesponsert von der Firma Zwei Plus Zwei). Trotz Öffentlichkeitsarbeit zunächst nicht stark nachgefragt, aber Weiterführung ist geplant
  • Wettbewerb "Moosfahrrad": Verlosung von Fahrradtaschen für denjenigen, der den Standort eines sich in Karlsruhe befindlichen total vermoosten Fahrrads nennen konnte

2f. Potsdam

  • Erfassung der Bedingungen für Rad fahrende Kunden mit dem Ziel, einen Flyer zu erstellen, in dem die fahrradfreundlichen Geschäfte aufgeführt sind
  • Anschreiben der Geschäfte, um zu erfahren, warum sie nichts für Radfahrer tun
  • Telefonische Nachfrage bei den Geschäften

2g. Berlin

  • Stände mit Fahrradparcours zum Ausprobieren der Anhänger auf dem Umweltfestival und anderen Stadtfesten
  • Verleih von Fahrradanhängern und Fahrradtaschen (zur Verfügung gestellt von verschiedenen Fahrradhändlern und der Firma Ortlieb) für einen Zeitraum von drei bis vier Wochen an 20 Personen bzw. Haushalte
  • Aktivitäten zur Verbesserungen der Bedingungen für Radfahrer in vier Berliner Einkaufsstraßen (Karl-Marx-Straße in Neukölln, Schloßstraße in Steglitz, Bergmannstraße in Kreuzberg und Frankfurter Allee in Friedrichshain). Durchgeführt wurden: Gespräche mit der Verwaltung und den Bezirkspolitikern (Runde Tische), eine Begehung, eine Verkehrszählung, Erstellung von Planungsvorschlägen, Teilnahme an den AG Radverkehr der Bezirke
  • Gemeinsame Aktion mit einem EDEKA Markt zur Erfassung der Bedürfnisse der Rad fahrenden Kunden

3. Ergebnis

Während der Projektlaufzeit konnte das Thema Einkaufen mit dem Rad durch die unterschiedlichen Modellgruppen und Aktivitäten in Berlin stärker kommuniziert werden.
Es hat sich gezeigt, dass viele Wege möglich aber auch notwendig sind, um die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren. Es gibt große Vorbehalte gegenüber dem Einkaufen mit dem Rad. Die Meinung, dass besonders beim Einkaufen eine Verhaltensänderung nicht möglich ist, ist sehr verbreitet. In einem Projekt von anderthalb Jahren war es nicht möglich, sichtbare Ergebnisse in den Städten zu erreichen, aber es ist gelungen, Prozesse anzustoßen und das Thema in die Diskussion einzubringen. Durch die Gespräche, die stattgefunden haben, konnte ein Bewusstsein der zuständigen Verwaltungsmitarbeiter für die Belange der Rad fahrenden Kunden geschaffen werden oder es konnten in Planung befindliche Projekte umgesetzt werden.

Die Ergebnisse des Projektes wurden in zwei Broschüren dargestellt, die beim BUND Berlin zu bestellen sind oder auf der Internetseite des Projekts heruntergeladen werden können.

Warum handelt es sich um ein innovatives und nachahmenswertes Beispiel?

Mit diesem Projekt wurde ein Thema behandelt, was bisher nur sehr wenig bearbeitet wurde, obwohl die Einkaufswege einen großen Anteil an den täglichen Wegen ausmachen. Durch den engagierten Einsatz von hauptsächlich ehrenamtlich Aktiven wurden bundesweit Aktivitäten durchgeführt, um für das Einkaufen mit dem Rad in der Öffentlichkeit und in den Verwaltungen zu werben. Die im Rahmen des Projekts erstellten Materialien können weiterhin genutzt werden und teilweise wurden wichtige Daten erhoben, die den Verwaltungen als Grundlage für fahrradfreundliche Maßnahmen dienen können. Insofern wurde mit diesem Projekt aktiv ein Beitrag zur Umsetzung der Ziele des NRVP und der Verbesserung der Bedingungen für Radfahrer in Deutschland geleistet.

Einkaufen mit dem Fahrrad - Bilderstrecke

Bild / Video 01 / 03

Befragung in Berlin

Finanzierung

Finanzierung

Bundesmittel, Sonstige

Erläuterungen

Nationaler Radverkehrsplan; Eigenmittel

Projektträger & Beteiligte

Projektdurchführende Institutionen

Unternehmen, Universität, Verband, Verein, Private

Projektleitung

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Landesverband Berlin e.V. (BUND)

Projektbeteiligte

BUND Göttingen
BUND Karlsruhe
BUND Ortenaukreis
BUND Bremen
BUND Kiel
BUND Potsdam
ADFC Rostock

Laufzeit

Dauermaßnahme

Nein

Öffentlichkeitsarbeit & Dokumentation

Ansprechpartner auf Projektebene

Merja Spott

BUND Berlin e.V.

Projektkoordinatorin

Crellestr. 35

10827 Berlin

+49(0)30/8790031

www.bund-berlin.de

Erscheinungsdatum: 17.2.2009

Autor: Merja Spott, BUND Berlin e.V.