Leitbildprozess in den vier Main-Anrainer-Kommunen Miltenberg, Bürgstadt, Groß- und Kleinheubach im Landkreis Miltenberg (Bayern)
Integrierte Förderung des Radverkehrs1.7.2010 - 1.5.2012
Bayern
20.10.2011
Ausgangssituation, Darstellung der Projektidee und ?ziele
Die vier Main-Anrainer-Kommunen Miltenberg, Bürgstadt, Groß- und Kleinheubach des Landkreises Miltenberg in Bayern haben eine interkommunale Vereinbarung zur Förderung des Radverkehrs getroffen. Ausgehend von einer hohen touristischen Bedeutung des Radverkehrs - über den Pradikatsfernradweg "Mainradweg" kommen viele Radtouristen in die Anliegergemeinden - will man nun auch ausdrücklich den Alltagsradverkehr stärken.
Projektdurchführung
Das Planungsbüro VIA wurde beauftragt, ein Radverkehrskonzept zu entwickeln, das neue Wege beschreitet:
- Frühzeitig und kontinuierlich werden die Erfahrungen der Alltagsexperten eingebracht,
- eine interkommunale und behördenübergreifende Kooperation wird initiiert und institutionalisiert,
- der moderierte Leitbildprozess wird durch engagierte Bürger wesentlich getragen und
- die neuesten Erkenntnisse aus der Radverkehrsförderung werden berücksichtigt.
Bestandsaufnahme
Die erste Arbeitsphase der Bestandsaufnahme und Netzkonzeption wurde denn auch durch eine Alltagsexpertenbefragung unterfüttert. Alltagsexperten sind Menschen, die im Alltag Rad fahren und folglich über ihre Erfahrungen, Wünsche und Verbesserungsvorschläge dezidiert Auskunft geben können. So wurden Schüler einer Realschule, Beschäftigte in zwei großen ansässigen Betrieben und Rad fahrende Passanten befragt. Ergänzt wurden diese Befragungen durch die Möglichkeit, an einer Befragung im Internet teilzunehmen, was durch Pressearbeit intensiv beworben wurde. Die Befragung der Alltagsexperten ergab ganz konkrete Hinweise auf Gefahrenpunkte und Verbesserungsvorschläge.
Leitbildentwicklung durch Arbeitsgruppen
An die Phase der Analyse und Netzkonzeption schloss sich die Phase der Leitbildentwicklung unter intensiver Einbindung aller Akteure vor Ort ein. Wurden in einer öffentlichen Startveranstaltung die Ziele der Radverkehrsförderung diskutiert und festgelegt, so fand die konkrete Arbeit im weiteren in vier Arbeitsgruppen statt:
- Alltagsradverkehr: Schwerpunkt Netz
- Verkehrssicherheit
- Schüler rauf aufs Rad!
- Tourismus: Chancen besser nutzen!
In den Arbeitsgruppen, die sich aus engagierten Vertretern der Verwaltungen, der Politik, Verbänden und Initiativen, aus Polizei, Elternratsvertretern und Schulleitung, aktiven Radfahrerinnen und Radfahrern, Gewerbetreibenden, Hoteliers und Touristikern zusammensetzten, wurden mehrere Projekte definiert, vorbereitet und teilweise bereits auch schon umgesetzt. So hat die Arbeitsgruppe "Verkehrssicherheit" bereits den Abbau einiger Barrieren erreicht (teilweise Öffnung einer Einbahnstraße für den Radverkehr, Anordnung des neuen VZ 357-50 "Sackgasse durchgängig für Radfahrer und Fußgänger", Entfernung von Sperrpfosten). Den größten Erfolg konnte bislang die Arbeitsgruppe "Schüler rauf aufs Rad!" verbuchen: Zu Beginn des Schuljahres 2011/12 startete der Radlbus von vier zentralen Punkten und fuhr in Begleitung von speziell geschulten Erwachsenen in Kleingruppen zur Schule (Details siehe das Praxisbeispiel dazu hier).
Andere Projekte sind sehr komplex, fallen in den Kompetenzbereich verschiedener Baulastträger und stehen in Wechselwirkung zu anderen verkehrlichen und städtebaulichen Maßnahmen. Hier werden Maßnahmenpakete definiert, priorisiert und in einem 20-Punkte-Programm öffentlichkeitswirksam präsentiert. Das 20-Punkte-Programm dient als Leitlinie für die weitere Arbeit von Verwaltung und Politik bis 2016 und bietet eine Hilfe für die Positionsbestimmung im Prozess der Radverkehrsförderung.
Institutionalisierung
Die beteiligten Kommunen wollen den fruchtbaren Prozess der Zusammenarbeit aller Akteure weiterführen und über einen 2-3 mal im Jahr tagenden "Runder Tisch Radverkehr" institutionalisieren. Damit hat das Projekt wesentliche Ziele bereits erreicht: Die Akteure vor Ort sind für die Belange des Radverkehrs sensibilisiert, der Radverkehr wird bei allen anstehenden Planungen immer mitgedacht und es bilden sich zur weiteren Förderung des Verkehrsmittels funktionierende Netzwerke. Damit kann die Begleitung durch externe Gutachter zukünftig auf die Vermittlung des aktuellen Stands der Technik und der Wissenschaft reduziert werden.
Warum handelt es sich um ein innovatives und nachahmenswertes Beispiel?
In dem Projekt ist es beispielhaft gelungen, die lokalen Akteure und Entscheidungsträger für das Thema Radverkehrsförderung zu sensibilisieren und zu aktivieren. Ein sehr konstruktiver Prozess der Netzwerkbildung konnte angestoßen werden. Damit ist es gelungen, die Radverkehrsförderung vor Ort als Ziel und Prozess inhaltlich und organisatorisch zu verankern, so dass die Rolle eines externen Gutachters auf fachlichen Input beschränkt werden kann.
Leitbildprozess in den vier Main-Anrainer-Kommunen Miltenberg, Bürgstadt, Groß- und Kleinheubach im Landkreis Miltenberg (Bayern) - Bilderstrecke
Finanzierung
Finanzierung
Bundesmittel, Kommunale Mittel
Erläuterungen
Das Projekt "Leitbildprozess zur integrierten Förderung des Radverkehrs in den vier Main-Anrainer-Kommunen Miltenberg, Bürgstadt, Groß- und Kleinheubach des Landkreises Miltenberg in Bayern" wird unter dem Förderkennzeichen VB 1003 mit NRVP-Mitteln gefördert.
Evaluation
Ja. Die Umsetzung des Projektes soll weiter fachlich begleitet werden. Zu den Einzelprojekten (z.B. Radlbus, auch in der Praxisbeispieldatenbank aufgenommen) werden Erfahrungsberichte erstellt.
Projektträger & Beteiligte
Projektdurchführende Institutionen
Unternehmen, Universität, Verband, Verein, Private
Projektleitung
Planungsbüro VIA eG
Projektbeteiligte
Stadt Miltenberg, Gemeinde Bürgstadt, Gemeinde Großheubach, Gemeinde Kleinheubach, Landkreis Miltenberg, BMV, Staatliches Bauamt Aschaffenburg, lokale Unternehmen, Verbände, Vereine, Bürger, Elternbeiräte
Laufzeit
Dauermaßnahme
Nein
Öffentlichkeitsarbeit & Dokumentation
Projektbeteiligte
Artikel "Gemeinsame Suche nach Leitbild für Radverkehr" im Bote vom Untermain am 21.06.2011
Ansprechpartner auf Projektebene
Andrea Fromberg
Planungsbüro VIA
Marspfortengasse 6
50667 Köln
0221 - 789 527-22
Kommunale Ansprechpartner
Joachim Bieber
Stadt Miltenberg
1. Bürgermeister
Engelplatz 69
63897 Miltenberg
093 71 404-0
Ansprechpartner auf Projektebene
Peter Gwiasda
Planungsbüro VIA eG
Marspfortengasse 6
50667 Köln
0221 - 789 527-28
Kommunale Ansprechpartner
Reinhold Schöpf
Stadt Miltenberg
Bauamtsleiter
Engelplatz 69
63897 Miltenberg
093 71 404-18
Erscheinungsdatum: 31.10.2011
Autor: Planungsbüro VIA, Andrea Fromberg