Navigation und Service

Ein Modellprojekt zur Förderung der Mobilität und des Fahrradfahrens von Kindern und deren Familien in Kindertageseinrichtungen

Mobil in der Kita
Projektzeitraum

1.1.2013 - 1.12.2014

Land

Bayern

Stand der Information

31.12.2014

Logo "Modellvorhaben Nicht-Investiv" der Logofamilie Radverkehr des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Die Farbe des Logos ist lila. Neben dem Schriftzug deutet ein Kreis mit sich überlagernden Elementen ein Rad mit Speichen an.

Das Projekt setzt im Kindergartenalter an und bezieht auch Grundschulkinder mit ein. Am Modellprojekt können 16 Kindertageseinrichtungen aus Stadtteilen mit besonderem sozialen Entwicklungsbedarf beteiligt wer...

Früh übt sich, Umgang mit Werkzeug

Projektanlass und oberste Zielsetzung

"Über ein Fünftel der Nürnberger Bevölkerung lebt in Armut oder in Armutsnähe" (Quelle: Armutsbericht der Stadt Nürnberg). Besonders drastisch sind die Auswirkungen der familiären Armut für Kinder. Sie leiden nicht nur unter der materiellen Knappheit, sondern oftmals ist ihnen auch aufgrund der begrenzten finanziellen Möglichkeiten ihrer Familien der Zugang zu allgemein üblichen Lern- und Mitmachmöglichkeiten verwehrt. Dazu kommt, dass viele dieser von Armut betroffenen Kinder in Nürnberg in beengten Wohnverhältnissen und verkehrsreichen Stadtteilen leben, häufig mit fehlenden oder unzureichenden Grün- und Spielflächen. Diese Bedingungen verhindern es, dass gesellschaftlich anerkannte und allgemein übliche Erfahrungen und Erlebnisse gemacht und daraus hervorgehende Fähigkeiten entwickelt werden können. Besonders deutlich wird dies beim Fahrradfahren. Entweder erlernen Kinder aus derartig benachteiligten Haushalten das Radfahren sehr spät oder überhaupt nicht. Oftmals fehlen aber auch die familiären Anreize und Motivationen, da die Eltern dieser Kinder selbst nicht Fahrradfahren können.

Die Stadt Nürnberg nimmt dies zum Anlass, um im Rahmen des Modellprojekts "Mobil in der Kita" Kindern und deren Familien einen frühzeitigen Zugang zum eigenständigen und regelmäßigen Fahrradfahren zu eröffnen.

Darüber hinaus werden weitere Ziele verfolgt:

  • Fördern des aktiven Freizeitverhaltens
  • Einbeziehen der gesamten Familie/Nachhaltigkeit
  • Einsetzen des Fahrrads als regelmäßiges Fortbewegungsmittel
  • Fördern des Umweltbewusstseins
  • Verbessern der Sicherheit im Straßenverkehr
  • Vermeidung von Unfällen.

Kooperationspartner

Zur Umsetzung des Projekts bezieht das Jugendamt weitere städtische Dienststellen und Kooperationspartner mit ein:

  • Verkehrsplanungsamt der Stadt Nürnberg im Rahmen der Kampagne "Nürnberg steigt auf" mit dem Fahrradverleihsystem "NorisBike"
  • Allgemeiner Deutscher Fahrradclub e.V. - ADFC Nürnberg
  • Polizeipräsidium Mittelfranken - Verkehrspolizeiinspektion Nürnberg - Verkehrserziehung.

Beteiligte Kindertageseinrichtungen ("Kitas")

Das Projekt setzt gezielt im Kindergartenalter an, in einer Phase, in der die Kinder noch sehr neugierig und interessiert sind. Weiterhin werden auch Grundschulkinder mit in das Projekt einbezogen. Am Modellprojekt sind 16 Kindertageseinrichtungen in Nürnberg, in freier wie auch in kommunaler Trägerschaft, aus verschiedenen Sozialräumen und mit unterschiedlichen Zielgruppen beteiligt: Zwölf Kitas (Kindergarten, Kinderhort, Familienzentrum, Haus für Kinder) in Stadtteilen mit besonderem sozialen Entwicklungsbedarf sowie vier Kitas in Stadtteilen mit höheren Anteilen von bildungsnahen und ökonomisch kaum oder wenig belastenden Familien.

Projektumsetzung

Um Kinder und deren Familien an das Thema "Fahrradfahren" heranzuführen und die damit verbundenen vielfältigen Möglichkeiten aufzuzeigen, erhielten die teilnehmenden Kindergärten und Kinderhorte eine Ausstattung mit qualitativ hochwertigen Rollern, Lauf- und Fahrrädern, Fahrradhelmen, Werkzeug und themenbezogenen (Bilder-)Büchern.

Für die Fachkräfte der am Projekt beteiligten Kindertageseinrichtungen fanden in Zusammenarbeit mit dem ADFC Nürnberg Schulungen zum Thema "Wie lernt ein Kind das Fahrradfahren" sowie mit der Verkehrspolizei über "Kinder im Straßenverkehr, Verkehrsregeln, Unfallvermeidung, verkehrssicheres Fahrrad und Fahrradhelm" statt. Die Einrichtungen werden von der Projektleiterin bei der Entwicklung und Umsetzung von Konzepten und Angeboten für die Mobilitätserziehung fachlich unterstützt.

Das von der jeweiligen Einrichtung entwickelte und angebotene Motivationsprogramm ermöglicht spielerisches Üben und Ausprobieren. Das beginnt mit ersten Erfahrungen beim Rollerfahren auf dem (geschützten) Einrichtungsgelände und setzt sich mit dem Fahren auf dem Laufrad, dem Ausprobieren und Erlernen des selbständigen Fahrradfahrens oder bei Schulkindern auch in den Freizeitausflügen fort. Zudem werden mit den Kindern, dem Alter und der individuellen Entwicklung entsprechend, Fragen und Themen der Verkehrssicherheit spielerisch erarbeitet. Durch Besuche einer privaten Ausstellung mit alten Fahrrädern und Hochrädern wurde den Kindern die Geschichte und Entwicklung des Fahrrads näher gebracht.

Im Sinne der Nachhaltigkeit werden auch die Eltern aktiv in das Projekt mit einbezogen: zum einen durch die aktive Beteiligung in der Kita, z.B. durch regelmäßige und mit den Kindern gemeinsame Putz- und Werkstatttage, zum anderen durch die kostenlose Nutzungsmöglichkeit des regionalen Fahrradverleihsystem "NorisBike".

Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und um Unfälle zu vermeiden, werden die Eltern der am Projekt beteiligten Kitas von der Verkehrspolizei im Rahmen von Informationsveranstaltungen und Workshops geschult. Zudem erhalten die Mütter und Väter im Rahmen des Projekts kostengünstig die Möglichkeit, über den ADFC selbst das Radfahren zu erlernen und bei Bedarf in einem anschließenden Workshop mit der Verkehrspolizei den Fahrradführerschein zu erwerben - analog dem Fahrradführerschein in der 4. Klasse Grundschule.

Damit Kinder und deren Familien günstig ein eigenes (gebrauchtes) Fahrrad kaufen können, werden derzeit Fahrradflohmärkte in den Stadtteilen aufgebaut.

Um das Erkunden des sozialen Umfeldes, das Umweltbewusstsein und das familiäre Freizeitverhalten nachhaltig weiterzuentwickeln, erhielten die Eltern Informationen über wohnortnahe Fahrradausflüge, die der lokale ADFC durchführte.

Projektende, Ausblick

Am Ende des Projekts ist eine Evaluation mit den am Projekt beteiligten Einrichtungen durchgeführt worden. Mit den Einrichtungen wurde auch vereinbart, dass über dem Projektzeitraum hinaus Aktivitäten und Angebote weitergeführt und auch weiterentwickelt werden, die eine nachhaltige Förderung der familiären Mobilität bewirken.

Zum derzeitigen Zeitpunkt ist geplant, dass die aufgebauten Kooperationen mit den Fahrradhändlern in den verschiedenen Stadtteilen (Wartung, Reparaturen) fortgesetzt werden wie auch die regelmäßig stattfinden Putz- und Werkstatttage in den Einrichtungen und die Fahrradflohmärkte in den Quartieren.

Sinnvoll erscheint zum jetzigen Zeitpunkt, dass weiterhin Schulungen für die Fachkräfte und die Eltern durchgeführt werden (ADFC: "Wie lernt ein Kind das Radfahren", Verkehrspolizei über die Verkehrssicherheit). Zudem sollten die Eltern nach Projektende weiterhin die Möglichkeit haben, das Fahrradfahren zu erlernen, den "Fahrradführerschein" zu erwerben und das Fahrradverleihsystem "NorisBike" eigenständig zu nutzen.

Die Projekterfahrungen an den verschiedenen Standorten bilden die Grundlage einer Handreichung mit Strategien und konkreten Handlungsempfehlungen, wie Kinder und deren Familien an den alltäglichen Radverkehr herangeführt werden können. Die praxisorientierte Handreichung wird interessierten Einrichtungen zur Verfügung gestellt, um die frühe Mobilitätserziehung in Kindertageseinrichtungen Nürnbergs weiter zu entwickeln.

Bisherige Rückmeldungen aus den am Projekt beteiligten Kitas

Von den Kindertageseinrichtungen wird berichtet, dass viele Kinder im Rahmen des Projekts das Radfahren gelernt haben. Darunter sind vor allem auch Jungen und Mädchen, die ohne das Projekt keinen Zugang zu Fahrrädern gehabt hätten.

Die Kinder waren motiviert und ehrgeizig und können - je nach Alter und Stand der persönlichen Entwicklung - alle Teile an den Fahrzeugen benennen und wissen um deren Funktion. Zudem wurden gemeinsam Fragen und Themen der Verkehrssicherheit spielerisch erarbeitet. Weiter wurde von den Kitas mitgeteilt, dass sich die Kinder bei Spaziergängen nun bewusster im Straßenverkehr verhalten würden. Viele Eltern haben ihren Kindern eigene Fahrräder gekauft und Kinder, die immer mit dem Auto in die Kita gefahren wurden, werden nun vermehrt mit dem Fahrrad gebracht.

Bisher wurde in einer Kita mit großem Erfolg ein Fahrradflohmarkt durchgeführt. Im Juli und im Oktober 2014 sind zwei weitere Fahrradflohmärkte in Kitas geplant.

Die Eltern sind begeistert und empfinden das Radfahren in der Kita durchwegs positiv. In einigen Kitas konnten jedoch nur wenige Mütter und Väter motiviert werden, sich im Rahmen des Projekts zu engagieren und beispielsweise die Verantwortung für Pflege und Wartung der Fahrzeuge zu übernehmen. Alternativ sind nun Ehrenamtliche, Hausmeister oder die pädagogischen Fachkräfte in der Kita für diese Aufgaben zuständig. Umso höher ist es zu bewerten, dass derzeit 16 Mütter das Fahrradfahren in der Fahrradfahrschule des ADFC Nürnberg lernen.

Warum handelt es sich um ein innovatives und nachahmenswertes Beispiel?

"Mobil in der Kita" ist zum Multiplikator, Impulsgeber, Unterstützer und Förderer des familiären Fahrradfahrens geworden. Insgesamt konnten viele Kinder und deren Familien frühzeitig, nachhaltig und dauerhaft für das Fahrradfahren begeistert werden.

Durch das Projekt wird die Bewegungsfreude- und Entwicklung aller Kinder gefördert, unabhängig vom sozialen oder finanziellen Status ihrer Familien.

Indem die Fahrzeuge mit Zubehör sowie auch die Bücher in den am Projekt beteiligten Kitas dauerhaft zur Verfügung gestellt werden und auch weiterhin auf das Engagement und die Motivation der Eltern gesetzt wird, soll der Radverkehrsanteil in Nürnberg langfristig gesteigert werden.

Ein Modellprojekt zur Förderung der Mobilität und des Fahrradfahrens von Kindern und deren Familien in Kindertageseinrichtungen - Bilderstrecke

Bild / Video 01 / 04

Geschicklichkeitsfahren

Finanzierung

Finanzierung

Bundesmittel, Kommunale Mittel, Sponsoring, Spenden

Erläuterungen

Das Modellprojekt wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans gefördert. Zudem stehen Spendenmittel und Mittel der Stadt Nürnberg zur Verfügung.

Evaluation

Ja. Es wird vom Jugendamt ein Fragebogen für die am Projekt beteiligten Kitas sowie für die Eltern erstellt. Die Auswertung erfolgte durch das Institut für empirische Soziologie der Universität Erlangen-Nürnberg.

Projektträger & Beteiligte

Projektdurchführende Institutionen

Kommunal: Kreisfreie Stadt

Projektleitung

Stadt Nürnberg, Amt für Kinder, Jugendliche und Familien - Jugendamt

Projektbeteiligte

  • Stadt Nürnberg, Verkehrsplanungsamt im Rahmen der Kampagne "Nürnberg steigt auf" mit dem Fahrradverleihsystem "NorisBike"
  • Allgemeiner Deutscher Fahrradclub - ADFC Nürnberg
  • Polizeipräsidium Mittelfranken - Verkehrspolizeiinspektion Nürnberg - Verkehrserziehung

Laufzeit

Dauermaßnahme

Nein

Ansprechpartner auf Projektebene

Karin Wolf

Stadt Nürnberg, Amt für Kinder, Jugendliche und Familien - Jugendamt

Projektleitung

Dietzstr. 4

90443 Nürnberg

+49 (0)911/231-14218

http://www.mobil-in-der-kita.nuernberg.de

Erscheinungsdatum: 1.1.2013

Autor: Karin Wolf, Jugendamt der Stadt Nürnberg