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TINK - Transportrad Initiative nachhaltiger Kommunen

Transporträder für alle
Projektzeitraum

1.8.2015 - 1.11.2018

Land

Bund bzw. bundesweit

Stand der Information

30.11.2018

Logo "Modellvorhaben Nicht-Investiv" der Logofamilie Radverkehr des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Die Farbe des Logos ist lila. Neben dem Schriftzug deutet ein Kreis mit sich überlagernden Elementen ein Rad mit Speichen an.

TINK will eine nachhaltige Mobilität in Deutschland voranbringen. In den Modellstädten Konstanz und Norderstedt wurde dazu ein integriertes Konzept zur gemeinschaftlichen Nutzung von Transporträdern und Fahrradanhängern entwickelt und erprobt.

Die neuen TINK Transporträder im Konstanzer Hafen

Ausgangssituation

Die Idee, Fahrräder für den Transport von Lasten zu benutzen, ist nicht neu. Während das Transportrad einen Boom zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte, wurde es in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg in Westeuropa zu einer Rarität auf den Straßen. Seit kurzem erlebt das Transportrad eine Renaissance, vor allem in Großstädten. So gibt es bereits eine ganze Reihe von Projekten, Initiativen und Firmen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, beispielsweise lokale Initiativen, die Transporträder kostenfrei anbieten oder eine Plattform, über die Privatpersonen ihre Transporträder verleihen können. Neben diesen vielfältigen anerkennenswerten Initiativen fehlte zu Projektbeginn ein Ansatz, der in der Lage ist, Transporträder flächendeckend und für die Nutzerinnen und Nutzer komfortabel ausleihbar zu machen. Zudem fehlte es bislang fast vollständig an umweltpsychologischen und verkehrswissenschaftlichen Grundlagen, welche für die systematische Verbreitung von Transporträdern genutzt werden könnten.

Projektidee und Ziele

Die grundsätzliche Projektidee war es, Transporträder durch ein möglichst flächendeckendes und komfortables Ausleihsystem breiten Nutzergruppen verfügbar zu machen und damit auf kürzeren Strecken den Transport großer oder schwerer Gegenstände auch ohne Kraftfahrzeug anzuregen. Um die Nutzung der gemeinschaftlichen Transporträder so attraktiv wie möglich zu machen, sollten diese mit weiteren Verkehrsangeboten verknüpft werden, z.B. Carsharing, und in Wohnimmobilien sowie den Einzelhandel integriert werden. Ein wesentlicher Unterschied zu vorhergehenden Projekten war zudem die umwelt- und verkehrspsychologische Entwicklung und Begleitung der Angebote, wodurch ein an die Nutzerinnen und Nutzer angepasstes optimales System ermöglicht werden sollte. Weiteres Ziel war es, die Ergebnisse des Projektes anderen interessierten Kommunen zur Verfügung zu stellen.

Projektdurchführung

Während es in Konstanz noch keinerlei Fahrradmietsystem gab, wurde in Norderstedt durch die Firma nextbike bereits ein reguläres Fahrradmietsystem betrieben. Auch bezüglich Infrastruktur und Parkplatzsituation unterscheiden sich die beiden Modellkommunen deutlich voneinander. Um für die jeweiligen Kommunen passende Systeme zu entwickeln, wurden zunächst im Rahmen der umweltpsychologischen Analyse die potentiellen Nutzerinnen und Nutzer befragt. Die Ergebnisse der Befragung flossen ebenso wie die Erkenntnisse aus Experteninterviews in die bundesweite Ausschreibung der Systeme ein.

Nachdem über nationale Ausschreibungen mit den Firmen „fahrradspezialitaeten“ (Konstanz) sowie „nextbike“ (Norderstedt) zwei Fahrraddienstleister gefunden waren, wurde an der Konzeption des Systems gearbeitet: Stationen wurden festgelegt, Flyer entwickelt, Fahrraddesigns und –namen entworfen. Diese Aktivitäten mündeten in der feierlichen Eröffnung zweier öffentlicher Transportrad-Mietsysteme Ende Juli 2016 mit zunächst je 16 einspurigen und 8 zweispurigen Transporträdern. Registrierung und Anmietung sind seitdem vollständig online und rund um die Uhr möglich.

Die Einführung und auch die Nutzung wurden weiterhin verkehrswissenschaftlich und umweltpsychologisch begleitet. In Konstanz fanden 12 Test-Info-Stände statt, bei denen Interessierte Gelegenheit hatten, Testfahrten zu machen und sich für TINK anzumelden. In Norderstedt wurde das Angebot im Rahmen eines autofreien Straßenfestes bekannt gemacht. Neben der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit über Print- und Online-Medien gab es in Norderstedt einen Fotowettbewerb und eine eigens inszenierte „Guerilla-Marketing-Aktion“ (Bankraub mit Transportrad), um auf das Angebot aufmerksam zu machen. Bundesweite Aufmerksamkeit erregte zudem eine Info-Radtour mit zwei TINK Rädern von Konstanz nach Norderstedt im Winter 2016, in welcher 1040 Kilometer in 12 Tagen mit den unmotorisierten Rädern zurückgelegt wurden. 2017 erhielt das Projekt den Deutschen Fahrradpreis in der Kategorie „Service“.

Ergebnisse und Ausblick

In beiden Modellkommunen wurde ein funktionierendes Transportrad-Mietsystem mit insgesamt über 5000 registrierten Nutzerinnen und Nutzern eingeführt. Es konnten vielfältige Erkenntnisse über die Nutzung von Transporträdern gesammelt und bereitgestellt werden. Besonders erfreulich ist, dass die Mietsysteme in beiden Kommunen auch nach Ende der Projektlaufzeit mit kommunalen Haushaltsmitteln weitergeführt werden. In Norderstedt wird das System ab 2019 durch 15 Transport-Pedelecs ergänzt.

Die Erkenntnisse aus dem Projekt wurden in über 30 öffentlichen Vorträgen sowie in einem Workshop an Kommunen kommuniziert. Zudem wurden sie in einem Ratgeber für Kommunen aufbereitet, so dass sie von anderen Kommunen, aber auch von weiteren Akteuren wie der Wohnungswirtschaft oder dem Handel genutzt werden können. Ende Oktober 2018 fand das Förderprojekt seinen offiziellen Abschluss in einer Fachtagung „Einrichtung und Betrieb von Transportrad-Mietsystemen“ im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in Berlin.

Durch das Modellprojekt inspiriert, haben bereits weitere deutsche Städte öffentliche Sharing-Angebote für Transporträder eingerichtet oder sind derzeit in Planung.

Warum handelt es sich um ein innovatives und nachahmenswertes Beispiel?

Aus folgenden Gründen ist TINK ein innovatives Projekt:

  • Es verfolgt einen ganzheitlichen, umweltpsychologisch fundierten Ansatz in der Form, dass die Transporträder an allen relevanten Stellen innerhalb der Mobilitätsketten in den Projektgebieten platziert wurden. Damit steht es im Gegensatz zu Projekten, die nur an ausgewählten Punkten Transporträder anbieten.
  • Nur vereinzelt wurden Transporträder zu Projektbeginn in regulären Fahrradvermietsystemen angeboten. Mit TINK wurden erstmals in Deutschland flächendeckend Transporträder zur Verfügung gestellt, die rund um die Uhr gemietet werden können.
  • Innovativ ist zudem, dass das Projekt von vorneherein als umweltpsychologisches Interventionsprojekt entwickelt war. Der Fokus lag dabei weniger auf der Technik als vielmehr auf den Einstellungen und Verhaltensmustern bestehender und potenzieller Transportradnutzerinnen und -nutzer.
  • Die umweltpsychologische und verkehrswissenschaftliche Begleitung und eine Integration der Nutzerinnen und Nutzer in die Konzeption des Stationsnetzes, der Ausleihmodalitäten (Tarifmodelle) und der eingesetzten Fahrzeugtypen ohne und mit elektrischer Unterstützung sind als innovativ anzusehen.

Da das Projekt in zwei sehr unterschiedlichen Modellstädten - Norderstedt und Konstanz - erprobt wurde, lassen sich aus dem Projekt auch Erkenntnisse für unterschiedliche Kommunen ziehen. Der Ratgeber fasst die wesentlichen Ergebnisse des Projekts zusammen und erleichtert weiteren Kommunen den Aufbau eines Transportrad-Mietsystems. Einzelne Ergebnisse, z.B. zu den psychologischen Faktoren der Transportradnutzung, können auch auf außerkommunale Einrichtungen übertragen werden wie auf die Nutzung von Transporträdern in Gewerbebetrieben, öffentlicher Verwaltung oder im Tourismus.

TINK - Transportrad Initiative nachhaltiger Kommunen - Bilderstrecke

Bild / Video 01 / 09

TINK-Lastenrad

Finanzierung

Finanzierung

Bundesmittel, Kommunale Mittel, Private Mittel (ohne Sponsoring und Spenden), Sponsoring, Spenden

Gesamtvolumen

511.000 Euro

Das Projekt wurde im Rahmen des NRVP 2020 (BMVI) gefördert.

Sponsoring: Je zwei Transporträder und eine Station wurden durch das Lago Shopping-Center Konstanz sowie Hempels Gebrauchtwarenhaus Norderstedt gesponsort

Evaluation

Ja. Die prozessbegleitende Evaluation lieferte Erkenntnisse zu Projektfortschritt, Kooperationsqualität und Optimierungsbedarf der Zusammenarbeit. Sie erfolgte über eine Befragung zentraler Projektbeteiligter sowie mittels Kurzinterviews von (Nicht-)Nutzenden in Stationsnähe. Auf diese Weise wurden Empfehlungen zur Anpassung des Mietsystems gesammelt.

Die Wirkungsevaluation untersuchte die Erreichung zentraler Projektziele mittels einer Online-Befragung verschiedener Personengruppen – einer Gruppe von Personen, die nicht im Mietsystem angemeldet waren und nicht angemeldeten Personen. Darüber hinaus erfolgte ein Vorher-Nachher-Vergleich von Nutzenden des Mietsystems. Dabei zeigte sich: Durch die Einführung des TINK-Mietsystems steigt bei den Befragten vor allem die gelegentliche Transportradnutzung sowie die Nutzung von Leih(-transport)rädern für Einkäufe und Kindertransport. Ungefähr die Hälfte der befragten TINK-Nutzenden ersetzt mit dem Mietsystem Autofahrten. Im Modal-Split für den Transport von Kindern und Einkäufen sowie für Intermodalität waren keine Veränderung erkennbar, hierfür müsste das Mietsystem regelmäßiger und von weiteren, weniger fahrradaffinenBevölkerungsgruppen genutzt werden.

Projektträger & Beteiligte

Projektdurchführende Institutionen

Unternehmen, Universität, Verband, Verein, Private

Projektleitung

e-fect dialog evaluation consulting eG

Projektbeteiligte

  • Stadt Konstanz
  • Stadt Norderstedt
  • Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel GmbH
  • e-fect dialog evaluation consulting eG

"Ideelle" Partner:

  • Wohnungsbaugesellschaft Konstanz WOBAK
  • Stadtwerke Konstanz
  • SEEZEIT (Studierendenwerk Konstanz)
  • Mobilitätszentrale Konstanz
  • ADFC Konstanz
  • Carsharing Südbaden
  • Spar- und Bauverein Konstanz

Laufzeit

Dauermaßnahme

Nein

Öffentlichkeitsarbeit & Dokumentation

Kommunale Ansprechpartner

Christine Hass

Stadt Norderstedt

Rathausallee 50

22846 Norderstedt

+49 (0)40/535959-366

Ansprechpartner auf Projektebene

Marco Walter

e-fect eG

Projektleiter

Blarerstraße 56

78462 Konstanz

+49 (0)7531/28257 11

www.e-fect.de

Kommunale Ansprechpartner

Sebastian Nadj

Stadt Konstanz

Amt für Stadtplanung und Umwelt

Untere Laube 24

78462 Konstanz

+49 (0)7531/900-527

Erscheinungsdatum: 7.9.2015

Autor: Dr. Friederike Wagner, Marco Walter (e-fect dialog evaluation consulting eG)