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Untersuchung von Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen dem Rad- und Busverkehr in ländl. Gebieten

Verknüpfungspotenziale zwischen Rad- und Busverkehr
Projektzeitraum

1.8.2015 - 1.7.2018

Land

Brandenburg

Stand der Information

12.7.2018

Logo "Modellvorhaben Nicht-Investiv" der Logofamilie Radverkehr des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Die Farbe des Logos ist lila. Neben dem Schriftzug deutet ein Kreis mit sich überlagernden Elementen ein Rad mit Speichen an.

Mit dem Vorhaben wurde das Ziel verfolgt, im Landkreis Barnim Maßnahmen und Konzepte zu etablieren, die eine Verlagerung von MIV-Fahrten im Schüler- / Pendler- und touristischen Verkehr zu intermodalen Fahrten erzeugen, bei denen die Verknüpfung der Verkehrsmittel Rad und Bus im Vordergrund steht.

Nationaler Radverkehrsplan 2020

Ausgangssituation, Darstellung der Projektidee und -ziele

Vor dem Hintergrund der dispersen Siedlungsstruktur, des demografischen Wandels sowie einer angespannten Haushaltslage vieler Länder, Kreise und Kommunen in Deutschland, erschwert sich die Sicherstellung der Grundversorgung von öffentlichen Angeboten zunehmend. Dies betrifft insbesondere auch die Aufrechterhaltung von notwendigen Mobilitätsangeboten, vor allem im ländlich geprägten bzw. bevölkerungsschwächeren Raum. Aufgrund derzeitiger Entwicklungen in der Altersstruktur der Bevölkerung, sinkender Schülerzahlen sowie fortschreitender Ressourcenverknappung stellen alternative Angebote zum motorisierten Individualverkehr (MIV) einen immer wichtiger werdenden Baustein zur Sicherung der allgemeinen Mobilität dar.

Mit dem Vorhaben wurde das allgemeine Ziel verfolgt, im Landkreis Barnim Maßnahmen und Konzepte zu etablieren, die eine Verlagerung von MIV-Fahrten im Schüler- / Pendler- und touristischen Verkehr zu intermodalen Fahrten erzeugen, bei denen die Verknüpfung der Verkehrsmittel Rad und Bus im Vordergrund steht. Werden die Wege zu und von der Haltestelle derzeit noch zumeist mit einem anderen Verkehrsmittel als dem Fahrrad zurückgelegt, so sollte mit Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen ein attraktives Angebot geschaffen werden, welches viele Möglichkeiten zur Verknüpfung der beiden Verkehrsmittel vorhält und dabei die vorhandenen Barrieren sukzessive abbaut, um so den Anteil der Nutzerinnen und Nutzer, die beide Verkehrsmittel in einer Wegekette verknüpft verwenden, zu vergrößern.

Projektdurchführung

Das Projekt teilte sich in insgesamt zwei Phasen auf (Konzept- und Umsetzungsphase) und wurde über einen Zeitraum von drei Jahren (Phase 1 = 1 Jahr; Phase 2 = 2 Jahre) bearbeitet.

In der ersten Phase des Projekts (Konzeptphase) wurden geeignete Verknüpfungsmodelle zwischen dem Rad- und Busverkehr in ländlichen/bevölkerungsschwachen Gebieten herausgearbeitet und in einem Maßnahmenkatalog sowie in einem Umsetzungskonzept zielführend zusammengefasst. Dafür wurden zunächst die Nachfragearten und -strukturen im Berufsverkehr, im Schülerverkehr sowie im Bereich der Freizeitverkehre (inkl. touristischer Verkehre) analysiert und anschließend in Hinblick auf deren Erfordernisse an die Multi- und Intermodalität bewertet. Ergänzt wurden diese Analysen durch eine Recherche zu bereits implementierten Anwendungsbeispielen zur Verknüpfung des Radverkehrs mit dem Busverkehr. Dazu zählten u. a. Bike & Ride-Konzepte, die Fahrradmitnahme im Bus sowie Fahrradverleihsysteme. Weiterhin wurden die nachfrageorientierten Daten auch durch eine umfassende Infrastrukturanalyse des Radverkehrs und des straßengebundenen ÖPNV im Landkreis Barnim ergänzt. Anschließend wurden die identifizierten Best-Practice-Beispiele hinsichtlich ihrer Anwendbar- und Übertragbarkeit auf das vorliegende Untersuchungsbiet bewertet. Die Erkenntnisse der ersten Phase mündeten in einem Maßnahmenkatalog, der in Abhängigkeit der zuvor erhobenen verschiedenen Nachfragearten unterschiedliche Anwendungsmodelle für die Schnittstelle Fahrrad/ÖPNV bereitstellt. Abgeschlossen wurde die erste Phase mit konkreten Umsetzungskonzepten für den Landkreis Barnim. Besonders hervorzuheben ist hierbei die Einführung einer Fahrradmitnahme im O-Bus der Stadt Eberswalde.

Bereits in der ersten Projektphase wurde ein großer Kreis an verschiedenen, für den Projekterfolg notwendigen Akteuren, wie z. B. der beteiligte Landkreis, relevante Kommunalverwaltungen und betreffende Verkehrsunternehmen angesprochen und zur Projektmitwirkung (z. B. in einem Projektbeirat) eingeladen. Durch diesen Ansatz spiegelten die entwickelten Maßnahmen und Konzepte die Verkehrsbedürfnisse der Anbieter und Nutzer im Landkreis Barnim in möglichst realistischer Weise wider und besaßen daher bereits in der Konzeptphase einen hohen Praxisbezug.

In der zweiten Projektphase (Umsetzungs- und Evaluationsphase) folgten die Umsetzung und die wissenschaftliche Evaluation der erarbeiteten Konzepte. Nach Implementierung der Maßnahmen wurden die Auswirkungen über verschiedene Methoden erhoben, analysiert und anschließend bewertet. Die Bewertung der umgesetzten Maßnahmen und Konzepte erfolgte dabei über unterschiedliche Indikatoren, beispielsweise über die Auslastung der Fahrradabstellanlagen oder die Anzahl verkaufter Fahrscheine zur Fahrradmitnahme.

Neben den Kenngrößen aus den verschiedenen Erhebungen lieferten ebenso die Ergebnisse aus Befragungen Aufschluss über die Wirksamkeit der Maßnahmen. Hierfür wurden in beiden Phasen entsprechend Akteure und Nutzer befragt und die Ergebnisse beider Befragungszeitpunkte miteinander verglichen. Abschließend wurde in der zweiten Projektphase der Maßnahmenkatalog der ersten Phase evaluiert und angepasst. Weiterhin wurden konzeptionelle Empfehlungen für weitere Anwendungsfälle ausgearbeitet.

Ergebnisse

Das Projekt und die Ergebnisse der Evaluation haben gezeigt, dass die umgesetzten Maßnahmen angenommen werden. Der Bedarf zur Verknüpfung von Rad und Bus ist im Alltagsverkehr vorhanden. Die Rahmenbedingungen des Projekts ließen allerdings keine umfangreichen Maßnahmen zu, so dass hier noch weitere Analysen notwendig sind. Weitergehende Konzepte und Maßnahmen können sich sowohl auf einzelne Abstellanlagen an Haltestellen beziehen, die im Zuge dieses Projekts nicht umgesetzt werden konnten. Zielführend wäre aber vor allem die konsequente Berücksichtigung dieses Verknüpfungsansatzes im Rahmen der kommunalen Verkehrsplanung, z.B. bei der Entwicklung von inter/-multimodalen Verkehrskonzepten. Zudem sollten Bus und Fahrrad von Anfang an als Allianz verstanden werden. Dies gilt sowohl für den im Projekt betrachteten Untersuchungsraum als auch für andere Regionen im In- und Ausland. Der entwickelte Maßnahmenkatalog stellt hierfür eine Basis dar.

Aus wissenschaftlicher Sicht konnten mit diesem Projekt die Verknüpfungspotentiale von Rad und Bus im ländlichen Raum untersucht und hierbei auch die Alltagsmobilität inkl. die Berufswege der Nutzer berücksichtigt werden. Denn entweder wurde diese Verknüpfungsform nur als eine von vielen und dementsprechend allgemein betrachtet oder der Schwerpunkt lag im Freizeitverkehr und den hier angewendeten Praxisbeispielen. Zudem wurde zur Erforschung der Mobilität der Erwerbstätigen ein Methodenmix angewendet, der quantitative und qualitative Ansätze kombiniert hat. So konnte die im ersten Schritt quantitativ entwickelte Typologie durch problemzentrierte qualitative Interviews wesentlich differenzierter erstellt und somit viel stärker die Motivlagen und Bewältigungsstrategien der Nutzer herausgebildet werden.

Warum handelt es sich um ein innovatives und nachahmenswertes Beispiel?

Da sich die bisherigen Praxisbeispiele, die eine Verknüpfung des Bus- und Radverkehrs vorsehen, vor allem auf touristische Verkehre bezogen, waren für die Wege mit dem Zweck Pendler- und Schülerverkehr keine ausreichenden Erfahrungswerte vorhanden. Zur Schließung dieser Forschungslücke konnte durch das Projekt ein Beitrag geleistet werden. Zudem wurden potenzielle Adaptationsmöglichkeiten bei der Übertragung von Maßnahmen und Konzepten für die Verknüpfung zwischen dem (straßengebundenen) ÖPNV und dem Radverkehr auf andere Gebiete ausgearbeitet.

Finanzierung

Finanzierung

Bundesmittel

Gesamtvolumen

100.311 Euro

Förderprogramm: BMVI, NRVP 2020
Förderzeitraum:
1) Konzeptphase: 01.08.2015 bis 31.07.2016
2) Umsetzungsphase: 01.08.2016 bis 31.07.2018

Evaluation

Ja. Die Evaluation des Projekts diente der Bewertung des Fortschritts und der Zielerreichung. Für das Projekt wurde in der ersten Phase (Konzeptphase) eine Prozessevaluation und in der zweiten Phase (Umsetzungsphase) nach Realisierung der erarbeiteten Maßnahmen eine Wirkungsevaluation durchgeführt.

Ein wesentlicher Baustein der Projektevaluation war die Kommunikation im Rahmen von regelmäßig stattfindenden Projekttreffen. Dies geschah zum einen mit dem Mittelgeber und mit dem Projektträger, zum anderen über turnusmäßige Projekttreffen mit dem (internen) Projektbeirat. Darüber hinaus fanden ein bis zwei Treffen mit Akteuren aus anderen NRVP-Projekten (externer Projektbeirat) statt, die sich ebenfalls mit dem Thema Multimodalität und Verknüpfung zwischen Radverkehr und ÖPNV beschäftigten.

In der Wirkungsevaluation wurden die Wirkungen der Maßnahmen quantitativ und qualitativ bewertet. Um eine breite Datenbasis für die Bewertung der Maßnahmen erzeugen zu können, wurden die zu Kenngrößen jeweils in verschiedenen zeitlichen Phasen der Implementierung erhoben (insgesamt drei Erhebungswellen).

Projektträger & Beteiligte

Projektdurchführende Institutionen

Unternehmen, Universität, Verband, Verein, Private

Projektleitung

TU Berlin - Institut für Land- und Seeverkehr, Fachgebiet Straßenplanung und Straßenbetrieb

Projektbeteiligte

Landkreis Barnim (über eine Kooperationsvereinbarung beteiligt)

Laufzeit

Dauermaßnahme

Ja

Info zur Laufzeit

Ende der Konzeptphase: 31.07.2016
Ende der Umsetzungsphase: 31.07.2018

Öffentlichkeitsarbeit & Dokumentation

Projektbeteiligte

Eingereichte und angenommene Papers mit den Projektergebnissen für nationale Verkehrskonferenzen

  • Nachfragestrukturen im Berufsverkehr in Zeiten des sozialen Wandels. Erkenntnisse und Diskussion zur Mobilität von Erwerbstätigen im ländlichen Raum. Vortrag auf der Jahrestagung des Arbeitskreises Verkehr der Deutschen Gesellschaft für Geografie. 18.-20.5.2017, Frankfurt a.M.
  • Anwendung eines Methoden-Mix zur Analyse von Nachfragestrukturen im Berufsverkehr. Diskussionsbeitrag zu Potenzialen und Herausforderungen qualitativer Methoden in der Verkehrsforschung. Posterpräsentation auf dem Deutschen Kongress für Geographie. 30.9.-5.10.2017, Tübingen
  • Intermodale Mobilität mit Bus und Rad im ländlichen Raum. Chancen und Barrieren. Vortrag auf der Deutschen Konferenz für Mobilitätsmanagement. 9.-10.11.2017, Kassel

Weitere Vorträge durch assoziierten Partner

  • 19. Oktober 2016: Vorstellung des Projekts und des Zwischenstandes im Nahverkehrsbeirat LK Barnim
  • 15. November 2016: Vorstellung des Projekts + Diskussion auf der Fahrradkommunalkonferenz in Erlangen im Rahmen einer Arbeitsgruppe an einem Thementisch (Link fehlt: https://nationaler-radverkehrsplan.de/sites/default/files/pdf/2016-11-14_10-fahrradkommunalkonferenz_ag1_conrad.pdf)
  • 23. Mai 2017: Vorstellung des Projekts beim 7. Arbeitstreffen der AGFK Brandenburg
  • 6. Juni 2018: Vorstellung der Projektergebnisse bei der 4. Fachkonferenz FahrRad in Brandenburg im Rahmen eines Vortrags

Kommunale Ansprechpartner

Dr. Wilhelm Benfer

Landkreis Barnim

Strukturentwicklungs- und Bauordnungsamt

Amtsleiter

Am Markt 1

16255 Eberswalde

+49 (0)3334/214-1848

www.barnim.de

Kommunale Ansprechpartner

Herr Matthias Conrad

Landkreis Barnim

Strukturentwicklungs- und Bauordnungsamt - Bauleitplanung/ÖPNV

Sachbearbeiter

Am Markt 1

16255 Eberswalde

+49 (0)3334/214-1248

www.barnim.de

Ansprechpartner auf Projektebene

Prof. Dr.-Ing. Thomas Richter

TU Berlin - Institut für Land- und Seeverkehr

Fachgebiet Straßenplanung und Straßenbetrieb

Gustav-Meyer-Allee 25

13355 Berlin

+49 (0)30/314-72604

http://www.strassenplanung.tu-berlin.de

Ansprechpartner auf Projektebene

Uwe Böhme

TU Berlin - Institut für Land- und Seeverkehr

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Gustav-Meyer-Allee 25

13355 Berlin

+49 (0)30/314-72559

http://www.strassenplanung.tu-berlin.de

Erscheinungsdatum: 15.9.2015

Autor: Uwe Böhme, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Straßenplanung und Straßenbetrieb der TU Berlin