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VeloKids

Radfahrausbildung und realer Straßenverkehr
Projektzeitraum

1.11.2019 - 31.12.2023

Land

Berlin

Stand der Information

9.11.2023

Logo "Modellvorhaben Nicht-Investiv" der Logofamilie Radverkehr des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Die Farbe des Logos ist lila. Neben dem Schriftzug deutet ein Kreis mit sich überlagernden Elementen ein Rad mit Speichen an.

Um das Fahren im realen Straßenverkehr stärker in die schulische Radfahrausbildung einzubinden, hat das Projekt vorhandene Ansätze untersucht und weiterentwickelt sowie neue Konzepte erarbeitet und erprobt.

Radfahrausbildung im realen Straßenverkehr in Berlin-Kreuzberg (Südstern)

Das Projekt VeloKids: Idee, Vorgehensweise und Ergebnisse

Weiterentwicklung der schulischen Radfahrausbildung unter besonderer Berücksichtigung des sicheren Radfahrens von Kindern in der Verkehrswirklichkeit

Das Projekt VeloKids wurde als Kooperationsprojekt vom BUND Berlin e. V. und der Landesverkehrswacht Berlin e. V. gemeinsam von 2019 bis 2023 durchgeführt.

Gesamtziel des Vorhabens war die Verbesserung der Radverkehrssicherheit von Kindern. Der Spaß von Kindern am Radfahren sollte gefördert sowie ihre Kompetenz und Sicherheit im Straßenverkehr verbessert werden.

Dieses Ziel sollte durch die Weiterentwicklung der schulischen Radfahrausbildung unter besonderer Berücksichtigung des sicheren Radfahrens von Kindern in der Verkehrswirklichkeit erreicht werden. Kinder können nur dann lernen, sich sicher im Straßenverkehr zu verhalten, wenn sie dies auch dort, also im realen Straßenverkehr, üben.

Die Radfahrausbildung findet häufig im Schonraum statt, z. B. in geschützten Bereichen von Jugendverkehrsschulen, Schulhöfen oder im abgesperrten öffentlichen Straßenraum. Auch wenn das Erlernen der Grundlagen im geschützten Rahmen wichtig ist, werden Kinder bei ausschließlicher Durchführung der Radfahrausbildung im Schonraum nicht ausreichend auf Gefahren im Verkehr vorbereitet und lernen nicht, angemessen auf Unvorhergesehenes zu reagieren. Der Anstieg der Unfallzahlen von Rad fahrenden Kindern im Alter von 11 bis 14 gegenüber den Unfallzahlen von 6- bis 10-jährigen Kindern bestätigt dies.

So zeigt z. B. der Verkehrssicherheitsbericht des Landes Berlin für die Jahre 2011 bis 2019 durchgehend mehr als doppelt so viele mit dem Fahrrad verunglückte Kinder in der Altersgruppe 11 bis 14 Jahre im Vergleich zur Altersgruppe 6-10 Jahre (vgl. Verkehrssicherheitsbericht Berlin 2020, S. 19).

Das bundesweite Projekt wurde schwerpunktmäßig in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Hamburg und Sachsen-Anhalt durchgeführt, in denen unterschiedliche Voraussetzungen für die Radfahrausbildung vorliegen:

  • Berlin hat ein flächendeckendes Netz von stationären Jugendverkehrsschulen. Hier wird die Radfahrausbildung überwiegend im Schonraum durchgeführt.
  • In Brandenburg und Sachsen-Anhalt findet die Radfahrausbildung sowohl im Schonraum als auch im realen Straßenverkehr statt. Es gibt neben einzelnen stationären Jugendverkehrsschulen auch mobile Jugendverkehrsschulen.
  • In Hamburg wird die Radfahrausbildung in der vierten Klasse flächendeckend im realen Straßenverkehr durchgeführt. Zusätzlich werden mobile Jugendverkehrsschulen eingesetzt.

Ziel des Projektes VeloKids war es zu untersuchen, unter welchen Bedingungen die schulische Radfahrausbildung im realen Straßenverkehr stattfinden kann und welche Unterstützung Schulen benötigen, um diese Form der Ausbildung zu integrieren. Ausführliche Erhebungen des Ist-Zustands der Radfahrausbildung fanden deshalb im Rahmen einer Erhebungsphase in allen beteiligten Bundesländern statt.

Es wurde beispielweise untersucht,

  • warum die Radfahrausbildung häufig im Schonraum durchgeführt wird und welche Möglichkeiten es gibt, das Fahren im realen Straßenverkehr einzubeziehen.
  • welche konkreten Hemmnisse es an Schulen gibt und wie sich die Anforderungen, Kinder gut auf sicheres und selbstständiges Radfahren im Straßenverkehr vorzubereiten, in die konkrete Praxis umsetzen lassen.
  • wie Eltern und externe Partnerinnen und Partner in die Radfahrausbildung eingebunden werden können und die Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure vor Ort gestärkt werden kann.

Bundesweit gibt es Ansätze, die Radfahrausbildung so zu gestalten, dass die Kinder besser auf den realen Straßenverkehr vorbereitet werden. In leitfadengestützten Experteninterviews mit Akteurinnen und Akteuren der schulischen Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung (Vertreterinnen und Vertreter von Bildungsverwaltungen, Polizei und Verbänden), ausführlichen Onlinebefragungen von Lehrkräften in drei Bundesländern und Hospitationen wurden die Ausgangsbedingungen und Unterstützungsbedarfe erhoben und Good-Practice-Beispiele gesammelt. Diese wurden analysiert, strukturiert und die Treiber und Hemmfaktoren identifiziert. Davon ausgehend wurden Konzepte erarbeitet. Um die Ausgangslagen an einzelnen Schulen sowie die Perspektiven aller Akteurinnen und Akteure berücksichtigen zu können, wurden einzelne Bausteine entwickelt, aus denen sich jede Schule schrittweise ein passendes Konzept entwickeln und nach und nach umsetzen kann.

Im Rahmen einer zweiten Hospitationsphase, im Schuljahr 2022/23, wurden Lösungsvorschläge, die im Rahmen des Projektes erarbeitet wurden, mit Lehrkräften getestet. In dieser Erprobungsphase wurden die Lehrkräfte vom Projektteam beraten und unterstützt.

Es bestätigte sich auch, dass viele Lehrkräfte, die für die Radfahrausbildung zuständig sind, nicht ausreichend auf diese Aufgabe vorbereitet sind. Zudem wurde die Unterstützung der Polizei in den letzten Jahren vielerorts reduziert.

Die Lehrkräftebefragung zeigte, es besteht großer Handlungsbedarf bei den Themen:

  • Lehramtsausbildung
  • Inhaltliche Fortbildungen (Theorie und Praxis)
  • Didaktische Materialien
  • Klärung rechtlicher Aspekte
  • Mehr Unterstützung (Polizei, Externe, Eltern)
  • Motorische Förderung der Kinder

Aus diesen Erkenntnissen wurde ein eintägiges Fortbildungskonzept für die an der Radfahrausbildung Beteiligten entwickelt und zweimal durchgeführt. Die Fortbildung besteht aus drei Workshops, die von den Teilnehmenden nacheinander durchlaufen werden:

  • Motorisches Radfahrtraining (praktischen Übungen auf dem Fahrrad)
  • „Mit dem Fahrrad durch den Paragrafendschungel“ (rechtliche Regelungen der Radfahrausbildung, StVO sowie Haftungsfragen)
  • Praktische Beispiele aus Schulen (konkrete Umsetzung der Fortbildungsinhalte im Unterricht)

Die Rückmeldungen der Teilnehmenden zeigten, dass die Inhalte der Fortbildung sehr hilfreich waren und sie diese leicht in die Praxis umsetzen können. Zudem war ihnen der Austausch untereinander sehr wichtig.

Aus all diesen Ergebnissen ist eine Broschüre entstanden, die Antworten auf relevante Fragen gibt sowie Lehrkräfte motivieren und unterstützen soll, die Radfahrausbildung zumindest teilweise auch im Straßenverkehr durchzuführen. Die Broschüre wird ab Anfang 2024 in gedruckter Form erhältlich sein und auf den Webseiten von BUND Berlin und Landesverkehrswacht Berlin zum Download zur Verfügung gestellt werden.

Warum handelt es sich um ein innovatives und nachahmenswertes Beispiel?

Bei der Erarbeitung von Umsetzungsvorschlägen wurde besonders auf Praxistauglichkeit geachtet. Deshalb fanden sowohl eine ausführliche Erhebungsphase vor Ort an Schulen als auch eine Erprobung der Umsetzungsvorschläge statt. Die Ergebnisse werden so aufbereitet, dass sie bundesweit abrufbar und nutzbar sind.

Radfahrausbildung in der Jugendverkehrsschule Berlin-Wilmersdorf
Radfahrausbildung in der Jugendverkehrsschule Berlin-Wilmersdorf

Finanzierung

Finanzierung

Bundesmittel, Private Mittel (ohne Sponsoring und Spenden)

Gesamtvolumen

344.358 Euro

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP 2020) gefördert.

Projektträger & Beteiligte

Projektdurchführende Institutionen

Unternehmen, Universität, Verband, Verein, Private

Projektleitung

  • Bund für Umwelt und Naturschutz, Landesverband Berlin e. V.
  • Landesverkehrswacht Berlin e. V. (Kooperationsprojekt)

Projektbeteiligte

Schulen, Schulverwaltungen und die Polizei, in den vier beteiligten Bundesländern Berlin, Brandenburg, Hamburg und Sachsen-Anhalt.

Laufzeit

Dauermaßnahme

Nein

Öffentlichkeitsarbeit & Dokumentation

Ansprechpartner auf Projektebene

Gabi Jung

Bund für Umwelt und Naturschutz, Landesverband Berlin e. V. (BUND Berlin)

Crellestraße 35,

10827 Berlin

+49 30 787900 31

Ansprechpartner auf Projektebene

Angelika Uricher

Landesverkehrswacht Berlin e. V.

Alboinstraße 56

12103 Berlin

+49 30 30401 63

Kommunale Ansprechpartner

Harald Petters

Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Berlin

Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung

Erscheinungsdatum: 11.2.2020

Autor: Angelika Uricher (Landesverkehrswacht Berlin e. V.), Gabi Jung (Bund für Umwelt und Naturschutz, Landesverband Berlin e. V.)