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Rad(t)schlag der Jugend

Radkampagne „Bock auf Biken“ in Schleswig-Holstein
Projektzeitraum

1.5.2020 - 30.4.2023

Land

Schleswig-Holstein

Stand der Information

30.4.2023

Logo "Modellvorhaben Nicht-Investiv" der Logofamilie Radverkehr des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Die Farbe des Logos ist lila. Neben dem Schriftzug deutet ein Kreis mit sich überlagernden Elementen ein Rad mit Speichen an.

Jugend gestaltete und förderte den Radverkehr in Schleswig-Holstein aktiv mit - über Jugendbeteiligungsprozesse und über eine landesweite Kampagne zur Incentivierung des alltäglichen Radfahrens.

1. Ausgangssituation und Projektziele

Das Projekt basierte auf einer Idee vieler Schüler/-innen und zielte auf die Entwicklung und Erprobung eines landesweiten Belohnungssystems und einer Aufklärungskampagne zur Förderung des Radverkehrs in Schleswig-Holstein. Im Rahmen des Projektes sollte die in Großstädten erfolgreich eingesetzte „Bike Benefit-Kampagne“ des Anbieters „Bike Citizens“ auf Klein- und Mittelstädte sowie den ländlichen Raum adaptiert, um die Einbindung von E-Bikes und E-Scootern erweitert und in 2021 und 2022 erprobt werden. Es waren Einzelprämien (Rabatte, Gutscheine) für die erradelten Bonuspunkte (sog. Finneros) sowie Sonderverlosungen und Challenges vorgesehen. Ebenso Möglichkeiten, die erradelten Punkte auch für den guten Zweck spenden zu können.

Ein weiteres Ziel bestand darin, das landesweite Anreizsystem durch eine Aufklärungskampagne zu ergänzen. Hierfür sollten regionale Events oder Aktionen in den Kreisen und kreisfreien Städten gemeinsam mit der Jugend und diversen Transferpartnern geplant und umgesetzt werden. Zudem sollte die Jugend auch in die (Weiter-) Entwicklung der Regional- und Landes-Radstrategien und dabei insbesondere der Rad-Infrastruktur in Schleswig-Holstein eingebunden werden. In über 50 Schulprojektwochen sollten sich ca. 2.500 Schüler/-innen u. a. mit diesen Themen befassen und ihre Ideen den Regionalvertretern und der Öffentlichkeit präsentieren. Um dies zu ermöglichen, setzte der Antragsteller auf Synergien mit einem bereits laufenden Projekt.

Als Ergebnis sollte ein validiertes Kampagnen-Konzept für Klein- und Mittelstädte sowie den ländlichen Raum vorliegen, das auf andere Regionen übertragen werden kann. An der zweijährigen Kampagne sollten ca. 10.000 Personen teilnehmen (ca. 40.000 Downloads der Fahrrad-App), und aus den 50 Schulprojektwochen sollten sich ca. 50 regionale Initiativen zur Förderung des Radverkehrs ergeben.

Über die Projektwochen an 50 verschiedenen Schulen sollte das Projekt einen Beitrag zum Förderschwerpunkt „Mobilitätsbildung“ leisten. Gleiches galt für die landesweite Kampagne und den damit verbundenen regionalen Events und Charity-Aktionen. Hierüber sollten die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Zielgruppen (Bürger und Touristen) über das Thema „nachhaltige Mobilität“ aufgeklärt und zum Radfahren über eine Incentivierung motiviert werden.

2. Projekt- und Transferpartner

Damit die Idee auch weiterhin von der Jugend getragen wird, wurde die Jugend auch in das Projekt „Rad(t)schlag der Jugend“ und somit in die Entwicklungs- und Umsetzungsphase der Kampagne integriert. Im Rahmen von knapp 50 Schulprojektwochen haben sich ca. 2.500 Schülerinnen und Schüler in die inhaltliche Ausgestaltung der Kampagne 2021 sowie 2022 eingebracht und hierbei u. a. Ideen für Prämien, Charity-Aktionen, Aktionen, Events etc. entwickelt. Zudem entwickelten sie Konzepte zur Radförderung und zur Optimierung der regionalen Radinfrastruktur und stellten diese der Öffentlichkeit und den politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern im Rahmen öffentlicher Ergebnispräsentationen vor.

Der damalige Verkehrsminister des Landes Schleswig-Holstein, Bernd Buchholz, übernahm die Schirmherrschaft der Kampagne. Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein wirkte als Netzwerkpartner mit. Unter anderem wurde eine Kooperation mit der Landesdachmarke „Schleswig-Holstein. Der echte Norden“ geschlossen. Über die Landesdachmarke wurden diverse Dachmarken-Artikel (u. a. hochwertige Fahrradhelme) zur Verfügung gestellt. Zudem unterstützte die Landesdachmarke die Aktionen rund um die Klima-Wette.

Die Kampagne wurde zudem unterstützt durch die folgenden Netzwerk-Partner: RAD.SH, Kiel-Region, VCD-Nord, ADFC SH, LEADER-(Aktiv)Regionen sowie einigen lokalen Tourismusorganisationen. Sie nahmen an den Netzwerktreffen zwecks Planung und Optimierung der Kampagnenkonzepte teil, beteiligten sich an der Durchführung von Events, wirkten als regionale Ausgabestellen für Einzelprämien und/oder unterstützen die Kampagne durch Marketingmaßnahmen. Events fanden u. a. in größeren Shopping-Centern statt, z. B. im LUV Shopping Center, das u. a. auch die Klima-Wette ermöglichte. Über die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein konnten zudem Hofläden und Direkterzeuger in das Projekt eingebunden werden.

Verantwortlich für die Kampagne waren die beiden Projektpartner Bike Citizens sowie das gemeinnützige Institut für Vernetztes Denken Bredeneek. Und schließlich sind die Sparkassen Schleswig-Holstein als weiterer, starker Partner zu nennen. Sie unterstützten die Kampagne u. a. über eine Kofinanzierung des Projektes sowie eine Finanzierung der Hauptpreise für die Sonderverlosungen und einiger „Regional-Gutschein-Aktionen“.

Projekterfolge

Als wesentliches Ergebnis liegt ein validiertes Kampagnen-Konzept für Klein- und Mittelstädte sowie den ländlichen Raum vor, das auf andere Regionen übertragen werden kann (siehe „Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation“). An der zweijährigen Kampagne haben insgesamt 11.425 Radfahrende (Zielvorgabe: 10.000) mitgewirkt, dabei knapp 2,3 Millionen Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt, somit ca. 390 t CO2-Emissionen vermieden und ein großartiges Zeichen für den Klimaschutz gesetzt!

Insgesamt nahmen knapp 140 Benefit-Provider (Zielvorgabe: 100) an der Kampagne teil. Insbesondere über die „Regional-Gutschein-Aktionen“ konnten Prämien für unterschiedliche Zielgruppen flächendeckend zur Verfügung gestellt werden. Die Radfahrenden konnten somit ihre erradelten Bonuspunkte verwenden, um die Gutscheine rabattiert oder kostenlos zu erhalten:

Die Regional-Gutscheine konnten dann in ca. 1.026 Geschäften oder Einrichtungen (z. B. Supermärkte, Schwimmbäder, Restaurants, Baumärkte etc.) eingelöst werden.

Über eine Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, die unterschiedliche Geschäftsstellen verschiedener Vereinigungen (z. B. der KäseStraße Schleswig-Holstein e. V. oder das Projekt Gütezeichen Schleswig-Holstein) betreibt, konnten zudem verschiedene Hofläden Ein-Euro-Gutscheine als Prämien anbieten.

Hinsichtlich der Prämienanbieter konnte das Ziel (100 Anbieter) somit deutlich übertroffen werden.

Laut Projektantrag sollten zudem insgesamt 26 regionale Events oder Aktionen pro Kampagnen-Jahr (eine Aktion pro Landkreis bzw. kreisfreie Stadt) durchgeführt werden, um auf die Radkampagne aufmerksam zu machen. Wie der Anlage zwei zu entnehmen ist, konnte dieses Ziel ebenfalls deutlich übertroffen werden – trotz der schwierigen Corona-Lage.

Ein weiteres Ziel bestand darin, zehn Schulprojektwochen in den kreisfreien Städten Flensburg, Kiel, Lübeck und Neumünster sowie in der Stadt Elmshorn im Rahmen des Projektes „Rad(t)schlag der Jugend“ durchzuführen. Zusätzlich sollten die Synergien zu 37 weiteren Projektwochen genutzt werden, die das Institut für Vernetztes Denken Bredeneek als Projektpartner im Rahmen des parallel laufenden Projektes „Jugend gestaltet nachhaltige Zukunft“ durchgeführt hat. Um die Ziele zu erreichen, wurden auch die Synergien zu dem ebenfalls parallel laufenden Vorhaben „Jugend wird AKTIV“ genutzt. Auch dieses Projektziel konnte erreicht werden. Im Rahmen von insgesamt 48 Schulprojektwochen brachten sich die Schüler/-innen in die Radkampagne ein und stellten zudem ihre Konzepte zur Radförderung und zur Optimierung der Radinfrastruktur der Öffentlichkeit und den Regionalvertretern vor. Dabei stießen sie jeweils Initiativen in der Region aber auch an der eigenen Schule an. So wurden z. B. an vielen Schulen autofreie Schulwochen ausgerufen oder Fahrradwerkstätten eingerichtet.

Insgesamt wurden somit alle wesentlichen Projektziele erreicht und zum Teil sogar weit übertroffen.

Nachhaltige Nutzung der Projektergebnisse

Als Ergebnis liegt planmäßig ein validiertes Kampagnen-Konzept für Klein- und Mittelstädte sowie den ländlichen Raum vor, das auf andere Regionen übertragen werden kann. Zudem gibt das Projekt wertvolle Impulse für die Durchführung von Radkampagnen in Krisenzeiten (Corona-Pandemie).

Wesentliche Bestandteile des Projektes werden derzeit bereits fortgeführt. Dies betrifft insbesondere die Jugendbeteiligung. Über das Folgeprojekt „Low-Emissions-Schools in Norddeutschland“ werden sich Jugendliche auch zukünftig aktiv in die nachhaltige Gestaltung der eigenen Region und Schule einbringen. Innerhalb der nächsten drei Jahre werden insgesamt 240 Schulprojektwochen (120 in Schleswig-Holstein und 120 in Niedersachsen) zwecks Förderung der Jugendbeteiligung und des Nachhaltigkeitshandeln stattfinden. Im Rahmen der Projektwochen wird insbesondere auch das Thema „Nachhaltige Mobilität“ und somit auch Radförderung behandelt. Wie bisher werden die Schüler/-innen eigene Konzepte z. B. zur Radförderung und Optimierung der Radinfrastruktur entwickeln und dies der Öffentlichkeit und der Politik im Rahmen einer öffentlichen Ergebnispräsentation vorstellen.

Und schließlich ist eine Zusammenarbeit mit der STADTRADELN-Initiative vorgesehen. Angedacht ist, den Sonderwettbewerb Schulradeln in Schleswig-Holstein parallel zu den oben genannten Aktivitäten durchzuführen und somit zu erproben. Der Sonderwettbewerb Schulradeln findet in Deutschland bereits in einigen Bundesländern statt. In Schleswig-Holstein ist dies bisher noch nicht geplant. Die Organisation des Wettbewerbs Schulradeln ist unmittelbar mit dem STADTRADELN verknüpft. Alle Kommunen, die am STADTRADELN teilnehmen, können den Wettbewerb Schulradeln aktiv bei ihren Schulen bewerben – vorausgesetzt, das jeweilige Bundesland nimmt am Schulradeln teil. Über die Zusammenarbeit mit der STADTRADELN-Initiativen werden Konkurrenzsituationen mit anderen Kampagnen vermieden und die bestehenden Synergien effektiv genutzt.

Übertragbarkeit der Ergebnisse

Damit das Fahrrad in der Verkehrsmittelwahl zukünftig auch im ländlichen Raum vor allem für das Zurücklegen kurzer Strecken als bessere Alternative zur Fahrt mit dem eigenen PKW wahrgenommen wird, bedarf es neben einer ausgebauten Rad-Infrastruktur auch bewusstseinsbildender Maßnahmen und Motivationskampagnen. Nur wenn auch im ländlichen Raum attraktive Anreize dafür geschaffen werden, aufs Rad zu steigen, wird das Fahrrad in Zukunft einen festen Platz in der täglichen Routine der Mobilitätsmittelwahl finden.

Im Rahmen des Projektes wurde ein Kampagnen-Konzept für Klein- und Mittelstädte sowie für den ländlichen Raum entwickelt, das sich auf andere Regionen übertragen lässt.

Bock auf Biken: Jugendbeteiligung

Bild / Video 01 / 02

Eine Gruppe von rund 30 Jugendlichen steht in einem Raum leicht erhöht nebeneinander. Daneben und davor stehen und sitzen rund fünf Personen. Im Hintergrund ragt ein Roll-out mit dem Titel "Bock auf Biken" hervor. Alle tragen Virenschutz-Masken. Bock auf Biken: Jugendbeteiligung
Jugendbeteiligung im Rahmen des Projekts

Finanzierung

Finanzierung

Bundesmittel, Private Mittel (ohne Sponsoring und Spenden), Sonstige

Gesamtvolumen

374.362 Euro

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 gefördert. Die Ko-Finanzierung (Drittmittel) erfolgt über den Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein.

Evaluation

Im Rahmen der Kampagne wurden Umfragen durchgeführt, um die Wirkung der Kampagne zu messen. Für das Arbeitspaket war der Projektpartner Bike Citizens Germany federführend verantwortlich. Um die Auswirkungen der Kampagne auf das Mobilitätsverhalten der Teilnehmenden auswerten zu können, hat Bike Citizens das Mobilitätsverhalten in der App abgefragt. Lange Fragebögen hätten die Akzeptanz der Nutzerinnen und Nutzer gefährdet. Es wurde daher ein System entwickelt, das mit möglichst wenigen, zusätzlichen Abfragen auskam. Mit wenigen Klicks wurden die Nutzerinnen und Nutzer auf einen kurzen Fragebogen mit Multiple-Choice-Fragen geleitet, für dessen Beantwortung sie mit zusätzlichen Finneros belohnt wurden, um die Motivation zur Beantwortung der Fragen zu erhöhen. Die Nutzerinnen und Nutzer wurden zudem eingangs kurz darüber aufgeklärt, dass die Beantwortung der Fragen im Rahmen des Forschungsprojekts ausschließlich dazu diente, die Bedingungen für Radfahrende in SH zukünftig besser gestalten zu können.

Eine weitere Evaluation nahmen die Projektpartner auf Basis der Erfahrungswerte vor.

Projektträger & Beteiligte

Projektdurchführende Institutionen

Unternehmen, Universität, Verband, Verein, Private

Projektleitung

Institut für Vernetztes Denken Bredeneek gGmbH

Projektbeteiligte

Bike Citizens Germany GmbH

Laufzeit

Dauermaßnahme

Nein

Öffentlichkeitsarbeit & Dokumentation

Ansprechpartner auf Projektebene

Franc Grimm

Institut für Vernetztes Denken Bredeneek

Schloss Bredeneek

24211 Lehmkuhlen

Erscheinungsdatum: 14.8.2020

Autor: Franc Grimm (Institut für Vernetztes Denken Bredeneek gGmbH)