Fahrrad-Monitor 2023
Repräsentative Bevölkerungsumfrage zur Situation des Radverkehrs in Deutschland1.3.2023 - 29.2.2024
Bund bzw. bundesweit
20.12.2023
Ausgangssituation
Der „Fahrrad-Monitor“ ist eine seit 2009 im zweijährigen Turnus vom SINUS-Institut durchgeführte repräsentative Umfrage, die die Stimmung und Meinung der Radfahrerenden sowie Nichtradfahrenden in Deutschland erhebt. Ziel ist es Vergleichswerte und neue Erkenntnisse zu der Entwicklung des Radverkehrs in Deutschland zu liefern.
Seit der ersten Durchführung der Studienreihe 2009 hat sich ein umfassendes Frageprogramm entwickelt. Ein Teil der Fragestellungen werden in jeder Ausgabe der Studienreihe erhoben, um Zeitvergleiche zu ermöglichen. Gleichzeitig werden in jede Ausgabe der Studienreihe neue Fragestellungen integriert und methodische Anpassungen vorgenommen, um auf aktuelle Entwicklungen zum Thema (Rad-)Mobilität zu reagieren. Damit handelt es sich um eine innovative und agile Studienreihe.
In der Studienreihe „Fahrrad-Monitor“ ist das Gesellschafts- und Zielgruppenmodell der Sinus-Milieus integriert. Die Sinus-Milieus fassen Menschen mit ähnlicher Wertehaltung und vergleichbarer sozialer Lage in „Gruppen Gleichgesinnter“ zusammen. Im Jahr 2021 (nach der Erhebung des letzten Fahrrad-Monitors 2021) veröffentlichte das SINUS-Institut eine Aktualisierung des Milieu-Modells, das die Veränderungen in der deutschen Gesellschaft seit dem letzten Modellupdate 2010 aufgreift und die aktuelle Gesellschaft trennschärfer abbildet. Ziel des Fahrrad-Monitor 2023 ist es, das aktualisierte Gesellschaftsmodell erstmals in der Studienreihe einzusetzen. Damit wird der neuen gesellschaftlichen Realität Rechnung getragen und es können erstmals Daten für das aktualisierte Milieu-Modell im Bereich Mobilität generiert werden.
Projektdurchführung
Das Projekt wird ausschließlich vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans gefördert.
Das SINUS-Institut verantwortet die Konzeption, Durchführung und Auswertung der Studienreihe „Fahrrad-Monitor“, so auch bei der Ausgabe 2023. Die Studieninhalte (konkret: Fragebogen) sowie die Vorbereitung der Veröffentlichung fand in enger Abstimmung mit dem BMDV / BALM statt.
Für den „Fahrrad-Monitor 2023“ wurden zwischen dem 12. Mai und 5. Juni 2023 insgesamt 4.003 Personen im Alter zwischen 14-69 Jahren mittels Online-Befragung in einem Online-Access-Panel befragt. Die Stichprobe – und somit das Ergebnis – ist repräsentativ für die deutschsprachige Wohnbevölkerung entsprechend der Verteilung der Strukturmerkmale Geschlecht, Alter (14-69 Jahre), höchstem Bildungsabschluss und Wohnortgröße (Quotenstichprobe). Der Befragungsumfang lag bei durchschnittlich 25 Minuten.
Seit der Studienausgabe 2017 – so auch erneut 2023 - haben regionale Akteurinnen und Akteure (Bundesländer, Regionen oder Kommunen) die Möglichkeit, die Anzahl der Interviews in ihren Regionen gezielt und ausreichend zu erhöhen, sodass für diese Regionen ebenfalls repräsentative Ergebnisse vorliegen (Boost-Stichproben) und somit Vergleiche zu Gesamtdeutschland gezogen werden können. Dabei beauftragen die regionalen Akteurinnen und Akteure nur die zusätzlich notwendigen Interviews. Ein Anteil der regionalen Interviews wird bereits im Rahmen der deutschlandweiten Befragung (Main-Stichprobe) durchgeführt und damit durch die o.g. Fördermaßnahme finanziell gefördert. Für die Regionen entstehen lediglich die Kosten für die Fragebogenentwicklung, Studienadministration und regionale Berichtslegung.
2023 beauftragten die Bundesländer Bayern, Berlin, Hessen, Thüringen, die Stadt München sowie ein Verbund aus den Gemeinden Zeuthen, Eichwalde, Schulzendorf, Schönefeld und Wildau die Durchführung des „Fahrrad-Monitor 2023“ in ihren jeweiligen Gebieten und ergänzten teilweise eigene, regionalspezifische Fragestellungen.
Projekterfolge
Zentrale Ergebnisse des „Fahrrad-Monitors 2023“ lauten:
- Fahrradfahren ist in Deutschland weiter auf dem Vormarsch.
- 46 Prozent der Deutschen wollen in Zukunft häufiger mit dem Fahrrad oder Pedelec fahren. Besonders erfreulich für die Fahrradbranche ist, dass ein Viertel der Deutschen plant, innerhalb des nächsten Jahres ein Fahrrad oder Pedelec zu erwerben. Insbesondere Pedelecs sind mit einer Präferenz von 48 Prozent unter den Kaufinteressenten besonders begehrt.
- Im Bereich der regelmäßigen Nutzung bleibt das Fahrrad mit einem Anteil von 39 Prozent konstant beliebt. Dabei hat sich die Nutzung zwischen verschiedenen Altersgruppen im Vergleich zur letzten Ausgabe des Fahrrad-Monitor 2021 angeglichen. Auch ältere Menschen fahren mittlerweile ähnlich regelmäßig mit dem Rad wie jüngere.
- Ebenso erfreulich ist, dass 60 Prozent der Radfahrenden sich sehr oder meistens sicher fühlen, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs sind. Als Hauptgründe für Unsicherheit werden rücksichtsloses Verhalten von Autofahrenden sowie zu viel Verkehr auf den Straßen genannt.
- Erstmalig wurde 2023 auch nach dem Sicherheitsempfinden auf unterschiedlichen Führungen des Radverkehrs gefragt. Demnach ist das Sicherheitsempfinden auf Radwegen, die getrennt von anderen Verkehrsteilnehmenden verlaufen, am höchsten.
- Mehr als jeder und jeder fünfte Berufstätige fährt derzeit regelmäßig mit dem Fahrrad oder Pedelec zur Arbeit. Radfahrende, die das Rad selten oder nie zum Pendeln nutzen, nennen als häufigste Gründe, dass der Weg zu weit ist oder die Fahrt zu lange dauert.
- In diesem Kontext unterstreichen die Ergebnisse des „Fahrrad-Monitor 2023“ die zunehmende Bedeutung der Kombination von Fahrradnutzung und öffentlichen Verkehrsmitteln, denn dieses ist nicht nur umweltfreundlich, sondern erweitert gleichzeitig den Aktionsradius beider Verkehrsmittel. Wie die Ergebnisse der Befragung zeigen, ist die Mitnahmemöglichkeit des Fahrrades für die Mehrheit der Radfahrenden vor allem im Nah- und Regionalverkehr wichtig.
Weitere zentrale Ergebnisse sind im Ergebnisbericht einzusehen.
Unter Einbindung des BMDV erstellte das SINUS-Institut mehrere Projektdokumentationen:
- Ergebnispräsentation mit ersten Erkenntnissen zur Vorlage kurz nach Ende der Datenerhebung.
- Veröffentlichungsfähige Ergebnispräsentation in Form schriftlicher Zusammenfassungen und anschaulicher Grafiken.
- Veröffentlichungsfähiger Kurzbericht mit den wichtigsten Erkenntnissen.
- Veröffentlichungsfähige englische Fassung des Kurzberichtes.
Produkte 2 bis 4 sind am 15.12.2023 als kostenloser, öffentlich verfügbarer Bericht auf der Webseite des BMDV erschienen.
Der Umgang mit den regionalen Aufstockerbefragungen obliegt den jeweiligen Auftraggebern, z.B. Veröffentlichung oder interne Verwendung.
Auf Anfrage stellt das SINUS-Institut die Ergebnisse des Fahrrad-Monitors in Vorträgen gegenüber Dritten vor.
Damit stellt auch der „Fahrrad-Monitor 2023“ eine aktuelle, empirische Grundlage für die Stimmungslage und Bedarfe der Radfahrenden und Nicht-Radfahrenden in Deutschland dar. Das Projektvorhaben hat somit seine Ziele erreicht.
Warum handelt es sich um ein gutes, innovatives, nachahmenswertes und / oder nachhaltiges Beispiel und auf welche Einsatzbereiche lässt es sich übertragen?
Beim „Fahrrad-Monitor 2023“ handelt es sich um ein nicht-investives Vorhaben im Bereich des Radverkehrs. Die Studie liefert repräsentative Erkenntnisse über das Stimmungsbild der Bevölkerung bzgl. Radmobilität. Es handelt sich somit um ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, das eine empirische Grundlage für vielfältige Anwendungsfälle liefert (z.B. Verwaltungen auf allen föderalen Ebenen, Fahrrad-Industrie, (Fahrrad)-Tourismus, Medien, Beratungsunternehmen).
Seit Erscheinen des ersten „Fahrrad-Monitors“ im Jahr 2009 liefert die Studie zentrale Kennzahlen zum Radverkehr in Deutschland, welche auch als Indikatoren für die erfolgreiche Umsetzung des NRVP genutzt werden (z.B. Frage nach der zukünftig häufigeren Fahrradnutzung). Anhand der Studienergebnisse und mittels Zeitreihenanalysen lassen sich Fortschritte in der Radverkehrsförderung messen und konkrete Ableitungen für die Radverkehrsstrategien von Bund, Ländern und Kommunen ziehen (u.a. Steigerung des Sicherheitsgefühls, Erhöhung der Fahrrad-Pendler und stärkere Nutzung intermodaler Angebote). Zudem werden Impulse für Fahrrad-Wirtschaft und -Tourismus geliefert (insbesondere durch Integration des häufig genutzten Zielgruppenansatzes der Sinus-Milieus).
In jeder Ausgabe der Studienreihe werden neue Fragestellungen integriert und methodische Anpassungen vorgenommen, um auf aktuelle Entwicklungen zum Thema (Rad-)Mobilität zu reagieren. Damit handelt es sich um eine innovative und agile Studienreihe.
Ziel der Ausgabe 2023 war es wiederrum neuen Fragestellungen nachzugehen, die eine hohe wissenschaftliche wie auch wirtschaftlichen Verwertbarkeit für eine breite Leserschaft haben. Relevante Themen, die nun erstmals behandelt bzw. umfassend erweitert wurden, sind, u.a.:
- (Selbst-)Identifikation als Nutzerin und Nutzer eines Verkehrsmittels
- Gründe gegen die Fahrrad-Nutzung
- Subjektive Sicherheit auf verschiedenen Arten von Fahrradwegen und Kreuzungsarten
- Sicherheit Rad fahrender Kinder (aus Elternperspektive)
- Aussagen zur Verkehrswende
In die Studienreihe „Fahrrad-Monitor“ ist das Gesellschafts- und Zielgruppenmodell der Sinus-Milieus integriert. Der Sinus-Milieu-Ansatz gruppiert Menschen in Deutschland mit ähnlicher Wertehaltung und vergleichbarer sozialer Lage in zehn „Gruppen Gleichgesinnter“. Die bisherigen Ausgaben der Studienreihe verdeutlichten, welche lebensweltlichen Schwerpunkte Radfahrende in Deutschland haben und welche sozialen Milieus bisher noch nicht erreicht werden. Die Studie gibt Aufschluss darüber inwiefern die Fahrrad-Nutzung (neben soziodemografischen Merkmalen) je nach sozialem Milieu variiert (siehe auch Förderaufruf im Förderprogramm „Nicht investive Modellvorhaben Radverkehr“ vom 1.2.2023) und wie die fahrradaffinen und fahrradfernen Milieus mit Blick auf die verschiedenen Untersuchungsthemen „ticken“. So können Zielgruppen der Radpolitik lebensnah erfasst werden und die Befragungsergebnisse vor dem Hintergrund jahrzehntelanger Lebensweltforschung ausgewiesen und erklärt werden. Die Sinus-Milieus sind ein in der Sozial- und Marketingforschung etabliertes Instrument, welches umfangreiche Anknüpfungspunkte bietet, bspw. Übertragung in den geografischen Raum für standortspezifische zielgruppengerechte Maßnahmen.
Seit der Studienausgabe 2017 haben regionale Akteurinnen und Akteure (Bundesländer, Regionen oder Kommunen) die Möglichkeit, die Anzahl der Interviews in ihren Regionen gezielt und ausreichend zu erhöhen, sodass für diese Regionen ebenfalls repräsentative Ergebnisse vorliegen (Boost-Stichproben) und somit Vergleiche zu Gesamtdeutschland gezogen werden können. Dabei beauftragen die regionalen Akteurinnen und Akteure nur die zusätzlich notwendigen Interviews. Ein Anteil der regionalen Interviews wird bereits im Rahmen der deutschlandweiten Befragung (Main-Stichprobe) durchgeführt und damit durch den Bund finanziell gefördert. Für die Regionen entstehen lediglich die Kosten für die Fragebogenentwicklung, Studienadministration und regionale Berichtslegung.
Weitere Informationen
- Fahrrad-Monitor 2023 - Langfassung (deutsch)
- Fahrrad-Monitor 2023 - Kurzfassung (deutsch)
- Fahrrad-Monitor 2023 - Kurzfassung (englisch)
- Website SINUS-Institut zum Fahrrad-Monitor 2023
- LinkedIn-Beitrag des SINUS-Instituts zum Fahrrad-Monitor 2023
Finanzierung
Finanzierung
Bundesmittel
Gesamtvolumen
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans gefördert. Das Gesamtvolumen beträgt 66.311,70 Euro.
Evaluation
Eine Projektevaluation (zunächst intern, anschließend mit dem BMDV / BALM) ist noch ausständig und soll Anregungen zu Inhalten, Methoden und Veröffentlichungsformaten zu einem potenziellen „Fahrrad-Monitor 2025“ liefern. Wie gewohnt, sollen dabei Fragestellungen aus den Vorgängerbefragungen erneut beforscht werden, um Vergleichswerte darzustellen zu können und zudem neue Fragestellungen aufgenommen werden, um der hohen Dynamik im Bereich Fahrradmobilität Rechnung zu tragen.
Projektträger & Beteiligte
Projektleitung: SINUS Markt- und Sozialforschung, Tim Gensheimer (Senior Research & Consulting bei der SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH). Gemeinsam mit weiteren Kolleginnen und Kollegen leitet er die Studienreihe „Fahrrad-Monitor“ und wirkt an der Entwicklung der Erhebungsinstrumente, der Koordination der Datenerhebung, der Datenauswertung und Berichtslegung der Ergebnisse mit, sowohl bzgl. der deutschlandweiten Studie als auch der regionalen Aufstockerstudien.
Ansprechpartner(in) auf Projektebene / Trägerorganisation
Tim Gensheimer, SINUS-Markt- und Sozialforschung GmbH, Senior Research & Consulting (hier: Projektleitung)
Adenauerplatz 1
69115 Heidelberg
+49 6221 8089 60
Erscheinungsdatum: 29.12.2023
Autor: Tim Gensheimer