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„Sicher überholt!“ – Untersuchung des Überholvorgangs zwischen Auto Fahrenden und Rad Fahrenden

Mehr Sicherheit für einen besseren Fahrradalltag
Projektzeitraum

1.7.2017 - 1.6.2020

Land

Bund bzw. bundesweit

Stand der Information

27.9.2017

Logo "Modellvorhaben Nicht-Investiv" der Logofamilie Radverkehr des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Die Farbe des Logos ist lila. Neben dem Schriftzug deutet ein Kreis mit sich überlagernden Elementen ein Rad mit Speichen an.

Der Überholvorgang zwischen Auto- und Radfahrenden wird auf Sicherheitsempfinden und Verkehrsfluss untersucht. Auf Grundlage einer breit angelegten Erhebung werden Empfehlungen für die Radverkehrsinfrastruktur entwickelt und risikosenkende Verkehrsverhaltensweisen aufgezeigt.

Fahrradanhänger erfordern von Autofahrenden ein angepasstes Überholverhalten

Ausgangssituation

Zäher Verkehrsfluss, mangelndes Sicherheitsempfinden und Stresssituationen im Verkehrsalltag - es gibt kaum zutreffendere Begriffe, die das Zusammenspiel zwischen Kfz- und Fahrradfahrenden im Straßenverkehr adäquat beschreiben. Infolge des Unfallgeschehens der genannten Akteure wird vermehrt nach Lösungsansätzen gesucht, die sowohl das Unfallrisiko mindern als auch das Sicherheitsgefühl der Verkehrsteilnehmer steigern. Bislang galt dabei die Aufmerksamkeit hauptsächlich der Analyse von Defiziten bei Infrastruktur und Verkehrsabläufen, sodass den eigentlichen Überholvorgängen und den Eigenschaften der Fahrradfahrenden (z.B. Fahrradtyp, Fahrverhalten) kaum Bedeutung beigemessen wurde. Erst in den vergangenen Jahren gelangte die Thematik der Überholvorgänge von Kfz und Fahrrädern insbesondere im internationalen Raum in den Fokus der Untersuchungen von Verkehrsabläufen, wobei eine integrierte Betrachtung zum Umfeld- bzw. der Verkehrssituation weiterhin ausblieb.

Im unmittelbaren Zusammenhang mit den zum Teil sehr umfassenden Untersuchungen zum Unfallgeschehen stand stets die Frage nach dem methodischen Vorgehen. Makroskopische und mikroskopische Unfallanalysen, Verkehrsbeobachtungen und Verfolgungsjagden können als wesentliche Ansätze genannt werden, welche die Risikopunkte von Alltagswegen bislang zu identifizieren versuchten. Erst seit einigen Jahren werden vermehrt mobile Ultraschallsensoren eingesetzt, um die Überholvorgänge von Kfz und Fahrradfahrenden zu erfassen.

Ziele des Projekts

Nach Einschätzungen des Projektteams von „Sicher überholt!“ sind differenzierte Analysen bezüglich der Überholvorgänge zwischen Kfz und Fahrrad, den Kenngrößen der Umfeld- und Verkehrssituation (z.B. Haupt-/Nebenstraßen, Form der Radverkehrsführung) kombiniert mit Eigenschaften der Radfahrenden (z.B. Fahrradtyp, Fahrverhalten) unerlässlich, um weiterreichende Aussagen hinsichtlich des Zusammenspiels zwischen den beiden Akteuren zuzulassen und Ansätze für eine sichere Verkehrsteilnahme auszuarbeiten. Anschließend an dargestellte Forschungslücke verfolgt das Projekt „Sicher überholt!“ folgende übergeordnete Ziele:

  • Identifizierung lokaler sowie genereller Verkehrssituationen bzw. Verkehrsinfrastruktur-Konfigurationen, in denen kritisches bzw. als kritisch empfundenes Überholen häufig vorkommt.
  • Erfassung von Messdaten zu Überholvorgängen von Kfz und Fahrradfahrenden in erheblichen quantitativen Umfang. Dabei sollen neben den reinen Überholvorgängen insbesondere auch die Kenngrößen der Umfeld- und Verkehrssituation kombiniert mit den Eigenschaften der Fahrradfahrenden in die Analysen integriert werden.
  • Besondere Berücksichtigung von Fahrrädern besonderer Bauart (u.a. Lastenräder, Liegeräder, Fahrräder mit Anhängern), da deren Anteil am Verkehrsgeschehen zunimmt.
  • Entwicklung eines alltagstauglichen Messinstruments zur Erfassung von Überholvorgängen.
  • Ableiten von Empfehlungen zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur
  • Im Sinne einer positiven Verkehrssicherheitsarbeit sollen sowohl die Fachwelt als auch die allgemeine Öffentlichkeit für sicheres Überholen von Fahrrädern sensibilisiert werden.

Projektdurchführung

Die Bearbeitung des Projekts erfolgt durch die Hochschule RheinMain in Wiesbaden. Wesentliche Beiträge zu den einzelnen Arbeitspaketen wird zudem die Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (AGNH) unter Federführung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (HMWEVL) leisten.

Ausgerichtet auf die Projektziele versucht „Sicher überholt!“ die bisherigen methodischen Ansätze bzw. Untersuchungsgegenstände zu kombinieren und durch am Fahrrad mitgeführte Messgeräte Überholsituationen auf Alltagswegen von Radfahrenden in ihrem verkehrlichen und straßenräumlichen Kontext zu erfassen. Als Probanden fungieren Alltagsradfahrende, sodass einerseits realitätsbezogene Daten in großem Umfang gesammelt werden und andererseits auch Bezüge zu Eigenschaften und Wahrnehmungen der Radfahrenden hergestellt werden können. Der detaillierte Projektverlauf gliedert sich in folgende Arbeitspakete:

AP 1: Identifizieren relevanter Erhebungsmerkmale hinsichtlich Überholvorgänge von Kfz und Fahrrad

AP 2: Entwickeln von Hardware und Software von Messungen der Überholvorgänge

AP 3: Durchführung der Messungen

AP 4: Auswertung und Analysieren der Messergebnisse

AP 5: Ableiten von Empfehlungen zur Gestaltung von Infrastruktur für den Radverkehr

AP 6: Öffentlichkeitsarbeit im Sinne einer positiven Verkehrssicherheitskampagne

AP 7 : Evaluation

Warum handelt es sich um ein innovatives und nachahmenswertes Beispiel?

Das Projekt „Sicher überholt!“ leistet in den NRVP-Förderschwerpunkten 2017 wertvolle Beiträge für die Förderung eines sicheren Radverkehrs im Alltag breiter Bevölkerungsschichten und trägt so dazu bei, eine nachhaltigere Mobilität zu stärken. Als Innovation gegenüber bisherigen Projekten zum Thema „Überholvorgänge zwischen Kfz und Fahrrad“ werden u.a. der erhebliche quantitative Umfang der Messdaten, die kombinierte Untersuchung der Kenngrößen der Umfeld- bzw. Verkehrssituation und der Eigenschaften der Radfahrenden sowie der Einbezug von Fahrrädern besonderer Bauart verstanden. Die Projektergebnisse sind gleichwohl modellhaft und lassen sich auf andere Regionen übertragen. So können beispielsweise Empfehlungen für eine sicherere Infrastruktur in das allgemeine Entwurfs-Regelwerk einfließen und die entwickelten Messgeräte zur Datenerhebung andernorts eingesetzt werden.

„Sicher überholt!“ – Untersuchung des Überholvorgangs zwischen Auto Fahrenden und Rad Fahrenden - Bilderstrecke

Bild / Video 01 / 01

Verkehrssituation und Fahrbahnbreiten haben erheblichen Einfluss auf Überholvorgänge

Finanzierung

Finanzierung

Bundesmittel, Landesmittel

Gesamtvolumen

335.700 Euro

Bundesmittel: Das Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 gefördert.

Landesmittel: Eigenleistungen der Hochschule RheinMain und Kofinanzierung durch die AGNH (Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung)

Evaluation

Ja. Die Evaluation des Projekts gliedert sich in eine interne Evaluation durch die Projektbearbeiter und eine externe Qualitätssicherung durch einen Projektbeirat. Grundlegend stehen bei dem kontinuierlichen Begleitungsprozess folgende Punkte im Fokus:

1. Evaluation der Messinstrumente: Die entwickelten Messinstrumente werden daraufhin überprüft, ob sie die angestrebte Qualität und Validität der erhobenen Daten erreichen.

2. Evaluation des Messprogramms: Das entwickelte Messprogramm wird auf seine Zuverlässigkeit, Praktikabilität und leichte Anwendbarkeit im Alltag hin evaluiert.

3. Evaluation der Messergebnisse: Anhand der Messergebnisse wird evaluiert, inwieweit die erhobenen Daten tatsächlich geeignet sind, das Projektziel vollständig zu erreichen und einen umfassenden Aufschluss über die maßgebenden Einflussfaktoren auf Überholvorgänge und deren Wahrnehmung durch die Rad Fahrenden zu geben.

4. Evaluation der Öffentlichkeitsarbeit: Öffentlichkeitskampagnen werden hinsichtlich ihrer Reichweite und Resonanz evaluiert.

5. Externe Qualitätssicherung: Zur projektbegleitenden externen Qualitätssicherung wird wie beschrieben ein Projektbeirat eingerichtet. Seine Aufgabe ist es, das Projekt fachlich zu begleiten und aus wissenschaftlicher Sicht sicher zu stellen, dass das Projekt zielgerecht und fachlich korrekt abgewickelt wird.

Projektträger & Beteiligte

Projektdurchführende Institutionen

Unternehmen, Universität, Verband, Verein, Private

Projektleitung

Hochschule RheinMain – University of Applied Sciences Wiesbaden, Rüsselsheim

Projektbeteiligte

  • Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung
  • Umweltbundesamt
  • Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (AGNH)

Laufzeit

Dauermaßnahme

Nein

Öffentlichkeitsarbeit & Dokumentation

Projektbeteiligte

Im Sinne einer positiven Verkehrssicherheitskampagne werden die Ergebnisse des Projekts sowohl landesweit in der Öffentlichkeit publiziert und mit geeigneten Kampagnen verbreitet. Neben den vorrangig an die Allgemeinheit gerichteten Kampagnen soll gegen Ende des Projekts auch die Fachöffentlichkeit in Form von Projekttagungen über die Projektergebnisse informiert und ein Diskussionsprozess zur Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse angestoßen werden.

Ansprechpartner auf Projektebene

Prof. Dr. Heinz Werntges

Hochschule RheinMain

University of Applied Sciences Wiesbaden Rüsselsheim

Campus Unter den Eichen 5

65159 Wiesbaden

+49 (0)611 9495-1205

Ansprechpartner auf Projektebene

Prof. Dr.-Ing. Volker Blees

Hochschule RheinMain

University of Applied Sciences Wiesbaden Rüsselsheim

Kurt-Schumacher-Ring 18

65197 Wiesbaden

+49 (0)611 9495-1443

Erscheinungsdatum: 27.9.2017

Autor: Prof. Dr.-Ing. Volker Blees Hochschule RheinMain; University of Applied Sciences Wiesbaden Rüsselsheim