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RadAktiv: Identifizierung, Typisierung und Aktivierung von Nicht-Radfahrenden

Transdisziplinäre Entwicklung übertragbarer Maßnahmenpakete
Projektzeitraum

1.1.2018 - 1.12.2020

Land

Bund bzw. bundesweit

Stand der Information

31.1.2018

Logo "Modellvorhaben Nicht-Investiv" der Logofamilie Radverkehr des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Die Farbe des Logos ist lila. Neben dem Schriftzug deutet ein Kreis mit sich überlagernden Elementen ein Rad mit Speichen an.

Das Projekt identifiziert und klassifiziert, auf Grundlage qualitativer wie auch quantitativer Daten, Nicht-Radfahrender Personen in Deutschland und liefert wissenschaftliche sowie praxisbezogene Grundlagen für deren mögliche Aktivierung mithilfe konkreter, zielgruppenspezifischer Maßnahmenpakete.

Broschüre „Nationaler Radverkehrsplan 2020“

In Deutschland fährt beinahe jeder Zweite selten oder (fast) nie Fahrrad [Mobilität in Deutschland 2008. Ergebnisbericht. infas, DLR im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Bonn, 2010]. Dabei haben nur 13,4 Prozent kein Rad. Die übrigen Personen in der Gruppe der Nicht-Radfahrer besitzen mindestens ein Fahrrad, nutzen dieses aber nicht. Da Studien sich bisher kaum dezidiert mit der Gruppe der Nicht-Radfahrer auseinandergesetzt haben, fehlen bis heute detaillierte Informationen zur Differenzierung dieser Nicht-Nutzergruppe und insbesondere zu deren spezifischen Barrieren der (Wieder-)Nutzung.

Das Projekt identifiziert und klassifiziert Nicht-Radfahrer in Deutschland und liefert wissenschaftliche und praxisbezogene Grundlagen für deren mögliche Aktivierung mithilfe konkreter, zielgruppenspezifischer Maßnahmenpakete. Letztere werden gemeinsam mit Praxispartnern und ehemaligen Nicht-Radfahrern erarbeitet und verbinden die eigens für RadAktiv entwickelte Typologie von Nicht-Radfahrern mit einem umfangreichen Screening bestehender nationaler und internationaler Aktivierungsmaßnahmen. RadAktiv leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Planung und zukünftigen Umsetzung innovativer, regional übertragbarer Programme zur Förderung nachhaltiger Mobilität durch erhöhte Fahrradnutzung. Es verknüpft dabei gezielt wissenschaftliche und planungspraktische Ziele.

Wissenschaftliches Ziel

Das Projekt leistet einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag, indem es erstmals für Deutschland verschiedene Typen von Nicht-Radfahrern und deren spezifische Barrieren zur (Wieder)nutzung des Fahrrads klassifiziert. Hier wird bewusst eine große Bandbreite von intrapersonalen (z.B. demographische Variablen, persönliche Motivation, Sicherheitsempfinden), interpersonalen (z.B. soziale und kulturelle Normen, Tabus, Gruppenzwang) sowie strukturellen (z.B. Infrastruktur, Verkehrsmittelverfügbarkeit) Einflüssen abgedeckt. Damit schließt das Projekt eine signifikante Wissenslücke in der deutschen und internationalen sozialwissenschaftlichen Mobilitätsforschung. Dieser Lückenschluss liefert wiederum die Basis für den planungspraktischen Teil des Projekts.

Planungspraktisches Ziel

Die im Rahmen von RadAktiv entwickelte Typologie von Nicht-Radfahrern bietet eine solide Grundlage, um zusammen mit Praxispartnern bestehende Maßnahmen zur Aktivierung von Radfahrern zu bewerten und neue Angebote insbesondere für bisher wenig/noch gar nicht beachtete Typen von Nicht-Radfahrern zu entwickeln. Durch exakte Zielgruppenadressierung und große Praxisnähe soll insgesamt eine maximale Umsetzbarkeit von zukünftigen Aktivierungsmaßnahmen für Nicht-Radfahrer erreicht werden. Dabei soll in drei konkreten Schritten vorgegangen werden:

  1. Umfangreiche Klassifizierung nationaler und internationaler bereits vorhandener Maßnahmen anhand eines speziell für das Projekt entwickelten Kriterienkatalogs, der u.a. messbare Struktur- und Qualitätsmerkmale (z.B. Zielgruppe, Effektivität, Kosten, Beteiligung sozial Benachteiligter) sowie die i3-Bereiche Informationsinitiativen, Infrastrukturverbesserungen und Incentives umfasst.
  2. Verknüpfung dieser Klassifizierung mit der im wissenschaftlichen Teil entwickelten Typologie mit dem Ziel einer typenspezifischen Bewertung bestehender Aktivierungsmaßnahmen.
  3. Darauf aufbauend erfolgt die Erarbeitung innovativer Maßnahmenpakete für ausgewählte Zielgruppen mit hohem Aktivierungspotenzial. Somit wird sogenannten ‚one size fits all‘ Ansätzen zur Steigerung des Fahrradanteils am Modal Split eine echte, zielgruppenspezifische Alternative sowohl in städtischen als auch in ländlichen Räumen entgegengesetzt. Dabei werden auch die Potenziale technologischer Innovationen bzw. erweiterten Produkt- und Servicepaletten im Radfahrsektor (z.B. E-Bikes, Lastenfahrräder, Mietradsysteme) ebenso wie intermodale Angebote (z.B. Kombination von Fahrrad und ÖPNV) für das autofreie Zurücklegen von Wegeketten (trip chains) ausgelotet.

Am Ende des Projekts steht als konkretes Produkt ein Handlungsleitfaden, der neben Informationen zu typenspezifischen Barrieren der Radnutzung konkrete Empfehlungen für deren Überwindung liefert. Letztere werden in konkrete Maßnahmenpakete zusammengefasst, die sich jeweils an bestimmte Zielgruppen (z.B. ältere Nicht-Radfahrer, Frauen, Personen mit Migrationshintergrund) wenden.

Warum handelt es sich um ein innovatives und nachahmenswertes Beispiel?

Bis heute fehlen detaillierte Daten zu den Nicht-Radfahrern. Diese stellen jedoch das größte Potenzial zur Steigerung des Fahrradanteils am Modal-Split dar. RadAktiv segmentiert erstmals die heterogene Gruppe der Nicht-Radfahrer, um so aktivierbare Subgruppen zu identifizieren und passgenaue Maßnahmen zu entwickeln. Diese lassen sich auf ganz Deutschland, möglicherweise auch international, übertragen. Das Projekt leistet damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität, da es erstmals die große Gruppe der Nicht-Radfahrer in den Fokus nimmt.

Finanzierung

Finanzierung

Bundesmittel

Gesamtvolumen

226.019 Euro

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020.

Evaluation

Ja. Das Projekt sieht eine Prozessevaluation vor, die sich über die Gesamtlaufzeit erstreckt. Dabei werden zu neun Meilensteinen des Projekts kurze Tätigkeitsberichte erstellt. Die Einbindung zahlreicher Experten aus der Praxis gewährleistet zudem eine Qualitätssicherung hinsichtlich Akzeptanz, Umsetzbarkeit und Nutzen der entwickelten Maßnahmenpakete.

Projektträger & Beteiligte

Projektdurchführende Institutionen

Unternehmen, Universität, Verband, Verein, Private

Projektleitung

Department für Geographie der LMU München

Laufzeit

Dauermaßnahme

Nein

Öffentlichkeitsarbeit & Dokumentation

Projektbeteiligte

Der Projektfortschritt wird fortwährend via Facebook und ResearchGate der Allgemeinheit sowie der Scientific Community zugänglich gemacht. Darüber hinaus sind insgesamt vier Publikationen und vier Vorträge auf Fachkonferenzen während der Projektlaufzeit geplant.

Ansprechpartner auf Projektebene

Dr. Johannes Mahne-Bieder

Department für Geographie der LMU München

Luisenstraße 37

80333 München

089/2180-4181

Erscheinungsdatum: 6.2.2018

Autor: Prof. Dr. Henrike Rau, PD Dr. Monika Popp, Dr. Johannes Mahne-Bieder (LMU München)